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Archiv-Artikel

„Wenn man den Effekt erkennt, ist es zu spät“

Herbert Lohner, Naturschutzreferent beim BUND Berlin, warnt vor dem schnellen Einsatz von Feuchtsalz. Das sei ökologisch bedenklich und könne die Wurzeln von Bäumen schädigen. Bürger sollen bei Eis vorsichtiger fahren

taz: Herr Lohner, inwieweit lassen sich die Folgen von Feuchtsalz schon jetzt abschätzen?

Herbert Lohner: Die Folgen lassen sich erst im Frühjahr abschätzen. Es wird bei den Bäumen in der Stadt vor allem Auswirkungen auf die Wurzeln haben. Allerdings muss man sich dann auch die Ökobilanz des Granulat-Einsatzes genau anschauen. Dazu gibt es eine Studie des Freiburger Öko-Instituts. Die kommt zu dem Ergebnis, dass der punktgenaue Einsatz von Salz aus ökologischer Sicht weniger schädlich ist als der Einsatz von Rollsplitt.

Das sagt auch Daniel Buchholz, umweltpolitischer Sprecher der SPD. Ist die Entwarnung in dieser Frage das richtige umweltpolitische Signal?

Mit seiner Aussage bezüglich des Unterschiedes zwischen Trockensalz und Feuchtsalz hat Herr Buchholz schon Recht. Der Einsatz von Salz ist aber generell ökologisch bedenklich. Unsere Forderung besteht deshalb darin, möglichst wenig Salz einzusetzen und nicht vorschnell wegen möglicherweise kommender Glätte Salz zu streuen. Wir wollen stattdessen, dass die Bürger vorsichtiger fahren.

Wenn bei Straßenbäumen die Folgen des Salzes sichtbar werden, ist es dann nicht längst zu spät? Gibt es überhaupt Methoden der Früherkennung von Salzschäden?

Fachleute erkennen Salzschäden an Bäumen relativ gut. Das Problem ist, dass die Schädigung der Wurzeln unterschiedliche Ursachen haben kann. Es kann also einige Winterperioden dauern, bis man den Effekt eindeutig zuordnen kann. Denn dieser ist auch von anderen Parametern wie den lokalen Boden-, Wetter- oder sonstigen Standortverhältnissen abhängig. Exakt auf das Salz kann man es tatsächlich erst zurückführen, wenn es für den Baum zu spät ist.

Wenn Feuchtsalz als ungefährlich gilt, wird es schwer, die Forderungen der Autolobby nach einer Ausweitung des Einsatzes zurückzuweisen. Lässt sich das überhaupt verhindern?

Wichtig ist, dass nach Ablauf der Winterperiode Bilanz gezogen wird. Ich nehme an, dass die BSR eine Bilanz vorlegen wird und der BUND sich diese kritisch anschauen wird. Zurzeit lässt sich seriöserweise noch nichts Genaueres zum Ergebnis sagen. INTERVIEW: BASTIAN BREITER