ZAHL DER WOCHE : Rekordabsatz beim Biodiesel
1,2 Millionen
Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH will ab Montag der Deutschen Bahn AG Konkurrenz machen. Zwischen Berlin und Brandenburg sollen insgesamt 25 Züge verkehren. Das ist gut für Bauern. Die Züge werde nämlich mit Biodiesel angetrieben.
Ihr bislang bestes Jahr vermeldeten die Biodieselproduzenten in dieser Woche: Rund 1,2 Millionen Tonnen setzen sie voraussichtlich 2004 ab. Bereits im November sei die bisherige Rekordmarke von einer Million Tonnen überschritten worden. Wichtige Kunden seien die Speditionen und Fuhrparkbetreiber, aber auch Mineralölunternehmen. Seit Anfang 2004 dürfen sie Biosprit dem normalen Diesel beimischen.
Gut für die Bauern. Auf knapp 900.000 Hektar wurden in diesem Jahr Pflanzen zur Biokraftstofferzeugung angebaut, zu den derzeit vorhandenen 2.000 Biogasanlagen könnten allein im nächsten Jahr weitere 1.000 hinzukommen. Zu den Biokraftstoffen zählen reines Pflanzenöl, Biodiesel aus Raps, Ethanol aus Getreide oder Rüben und Methan aus Biogas, das in Erdgasfahrzeugen eingesetzt werden kann.
Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2020 ein Viertel aller in Deutschland gezapften Kraftstoffe vom Feld kommt. Wobei dieses Bild nicht ganz stimmt: Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe verweist auf Entwicklungen, Biokraftstoffe synthetisch zu erzeugen. Allerdings steckt das Verfahren – Biomasse wird nach dem so genannten Biomass-to-Liquid-Verfahren vergast und dann zu Sprit extrahiert – noch im Entwicklungsstadium. Vor 2010 wird es kaum großtechnisch zum Einsatz kommen.
In diesem Jahr – so alle Prognosen – wird sich die Biodieselproduktion verdoppeln. Und was gut für die Bauern ist, ist auch gut fürs Klima: Biokraftstoffe verhalten sich nahezu kohlendioxidneutral.
Bei aller Euphorie: Aktuell machen Kraftstoffe aus Raps, Rüben oder Gülle gerade mal 1,4 Prozent des deutschen Gesamtverbrauches aus. Zudem geben ausgerechnet amtliche Umweltschützer dem von der Mineralölsteuer befreiten und auf hoch subventionierten Stilllegungsflächen erzeugten Biosprit schlechte Noten.
Erstens bleibe wegen der begrenzten Anbauflächen die Einsparung von Treibhausgasen marginal, bilanzierte jüngst das Umweltbundesamt. Zweitens lasse der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und eine vom Agrardiesel ausgehende Schädigung der Ozonschicht den Umweltvorteil gegen Null gehen.
NICK REIMER