: New Economy lohnt doch
Die Internetfirma buch.de macht erstmals Gewinn
MÜNSTER taz ■ Seit acht Jahren versucht sich der Münsteraner Buchversender buch.de mit dem Buchverkauf über das Internet und hat nun das erste komplett erfolgreiche Jahr hinter sich. In den vier Quartalen dieses Jahres schrieb das Unternehmen ausnahmslos schwarze Zahlen.
Die Aktie, die im April letzten Jahres nur noch rund 40 Cent wert war, hat ihren Wert bis heute fast verneunfacht. Damit verbuchte das Unternehmen pro Aktie zuletzt einen Gewinn von 4 Cent. Die Erfolgsgeschichte von buch.de ist auch eine Misserfolgsgeschichte von Bertelsmann.
Die Bertelsmann Direct Group wollte sich von ihrem verlustreichen Internet Auftritt bol.de trennen und verkaufte seinen Internet-Auftritt an die Douglas-Holding, die Muttergesellschaft der buch.de Aktiengesellschaft. Bezahlt hat der Duftverkäufer mit Aktien von buch.de. Bertelsmanns Direct Group bekam 25,1 Prozent der Aktien und bol.de wurde mit dem Know-How der Münsteraner in Schwung gebracht. Mittlerweile ist der Gütersloher Unternehmensteil der mit dem meisten Potential.
Die typischen Spaßevents der New Economy nehmen die Münsteraner trotz der schwierigen Zeiten auch noch mit. Allerdings sehen die Westfalen zu, dass sich die Firmen-Veranstaltungen auch als Werbung benutzen lassen.
So schmissen die Internethändler letzte Woche eine Party in der Münchener Promi-Disco P1 für den Ersteigerer der sechs Mädchen, die sich und eine Kiste Bier bei ebay für 25.050 Euro versteigerten. Namensgeber der Party, bei der Prominente aus der B-Klasse wie Schauspieler Ralf Bauer und Sängerin Sabrina Setlur auflaufen durften, war natürlich bol.de. Auch der 23-jährige Auktionsgewinner ist nicht weit weg vom Laden. Er ist Großaktionär des Unternehmens. Albert Hirsch, Vorstand des Unternehmens kommentiert die Propaganda-Aktion so: „Wir waren von der Idee begeistert - schließlich ist das Internet unser ureigenstes Metier.“
Allerdings will buch.de nicht ganz auf das virtuelle Geschäft setzen. Kunden, die auf Versandkosten verzichten wollen, können ihre Bestellungen auch in den Thalia Läden abholen und bei Bedarf auch umtauschen. Über die drei Portale bol.de, buch.de und thalia.de steigerte das Unternehmen, das sich beim Grossisten libri bedient, in den ersten drei Quartalen des Jahres seinen Umsatz um 155 Prozent. Die Parfüm-Tochter, die in Deutschland 40 Mitarbeiter beschäftigt, ist aber auch auf eher abseitigen Geschäftsfeldern aktiv. Denn zwei Prozent des Umsatzes würde mit dem Versand von Schnittblumen gemacht, erklärt Hirsch. Ob demnächst auch Düfte über das Netz verkauft werden, stehe allerdings noch in den Sternen. Erst einmal soll das Geschäft mit den Büchern weiter ausgebaut werden. Lag der Anteil des Internet-Handels am Büchemarkt im letzten Jahr noch unter fünf Prozent, soll er in sieben Jahren nach Ansicht von Marktexperten ein Viertel aller Buchverkäufe ausmachen. ELMAR KOK