: Perugia ohne Prinz
Torjägerin statt Glamourgirl: Die Frankfurterin Birgit Prinz erteilt dem Männerfußball endgültig eine Abfuhr
Weltfußballerin Birgit Prinz vom 1. FFC Frankfurt hat das Vertragsangebot des italienischen Profiklubs AC Perugia endgültig abgelehnt. Prinz führte sportliche Gründe an. „Ich spiele zu gerne Fußball und möchte nicht Gefahr laufen, in den nächsten Monaten in einer Männermannschaft nur wenige Minuten oder gar nicht eingesetzt zu werden“, sagte die Stürmerin angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele in Athen, wo die Weltmeisterinnen des DFB als Goldkandidat gehandelt werden.
Ein offizielles Vertragsangebot von AC-Präsident Luciano Gaucci hatte Prinz-Manager Andreas Rink seit dem Wochenende vorliegen. Dies war lange Zeit gar nicht der Fall gewesen. Im Gespräch war ein millionenschwerer Kontrakt mit 2-jähriger Laufzeit für die 26-Jährige. „Bei einem Vertragsabschluss wäre Birgit Prinz finanziell in eine für den Frauenfußball vollkommen neue Dimension vorgestoßen“, erklärte Rink. „Wenn ich wegen meiner Leistungen auf dem Fußballplatz im Mittelpunkt stehe, kann ich damit prima leben und umgehen. Aber nur als Glamourgirl eigne ich mich nicht besonders“, erläuterte die Spielerin jetzt, warum sie, wie zuvor die Schwedinnen Ljungberg und Svensson, dem AC Perugia eine Absage erteilte. „Die von Herrn Gaucci angestellten Vergleiche zwischen mir und männlichen Weltklassespielern sind zwar ehrenvoll und schmeichelhaft, treffen aber nicht die Realität“, sagte Prinz. Außerdem wolle sie nicht „zum Spielball in einem öffentlich ausgetragenen juristischen Streitfall werden“.
Der Weltfußballverband Fifa war den Spekulationen um einen Wechsel von Weltmeisterin Birgit Prinz in die männliche Serie A bereits einige Tage vorher entgegengetreten. „Die Trennung der Geschlechter auf professionellem Fußball-Level ist in kontinentalen wie in Fifa-Wettbewerben absolut“, berief sich der Verband auf eine Entscheidung der Fifa-Exekutive aus den 80er-Jahren. Das wollte Perugia-Präsident Luciano Gaucci nicht akzeptieren. Im Falle einer Einigung mit Birgit Prinz beabsichtigte er, durch eine Klage beim Europäischen Gerichtshof die Einschränkung der Berufswahl durch geschlechtliche Benachteiligung von Frauen in einem EU-Staat zum Thema zu machen. Bei der Fifa herrsche diesbezüglich offenbar ein Defizit.
RAINER HENNIES