Elan verflogen

Im Duell der Regionalliga-Mittelklasse verliert Kiel gegen St. Pauli 0:2 und glaubt nicht mehr an den Aufstieg

Die offizielle Pressekonferenz war bereits beendet, als Daniel Jurgeleit, sportlicher Leiter von Holstein Kiel, um ein Fazit der Hinserie rang. „Wir haben uns natürlich einen positiven Abschluss gewünscht, der wäre mit einem Sieg heute da gewesen, dann säßen wir hier auch nicht mit so einem Gesicht herum.“

Mit „so einem Gesicht“ kann er nur Trainer Frank Neubarth gemeint haben, der die Konferenz sichtlich angefressen betrat und unmittelbar nach dem Schlusswort des Moderators noch angefressener wieder verließ.

Jurgeleit selbst hatte eigentlich gar kein Gesicht aufgesetzt, lediglich seiner Stimme war die Gefühlslage nach der Pleite gegen St. Pauli zu entnehmen: „Das haben wir uns natürlich anders vorgestellt“, kommentiert er enttäuscht; „Wir müssen versuchen, die Stärke wiederzufinden, die wir einmal hatten“, gibt er sich zuversichtlich.

„Gut, dass jetzt erst mal Winterpause ist“, sagt er erleichtert, „da wollen wir uns erholen um dann 2005 gleich wieder anzugreifen.“

Angegriffen hat sein Team gegen St. Pauli auch, 90 Minuten lang. Und dennoch verloren. „Wir hatten einen Sack voll Möglichkeiten, die wir nicht nutzen konnten“, meinte Trainer Neubarth. Das ziehe sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele. Nur fünf Punkte sammelte Holstein in den letzten neun Spielen und rutschte vom ersten auf den neunten Tabellenplatz ab. „Der Knackpunkt war sicherlich die Niederlage in Braunschweig. Da haben wir 80 Minuten dominiert und trotzdem verloren“, meint Jurgeleit. Braunschweig ist mittlerweile übrigens Erster. „Die Mannschaft spielt nicht mehr so gut, wie sie es einmal tat“, meint Jurgeleit und wünscht sich, dass die Mannschaft vorne die Tore wieder macht und hinten wieder besser verteidigt. „Es ist sicherlich ein Kopfproblem.“

„Herzlich Willkommen im Mittelmaß“, dachte sich St. Pauli und sorgte mit dem überraschenden Auswärtssieg dafür, dass Holstein selbst im Niemandsland der Tabelle noch weiter abrutschte, wo die Kiezkicker seit Wochen bereits angekommen waren.

Die Stimmung in Kiel ist demnach wenig vorweihnachtlich. „Wir spielen von nun an gegen den Abstieg“, sieht Neubarth schwarz. „Wir müssen den Blick von nun an nach unten richten“, beschwichtigt Jurgeleit. Mit viel Elan hatten die beiden in Kiel einen personellen Neuanfang vorangetrieben, der den Verein langfristig aus der dritten Liga in die zweite befördern sollte. Zu spüren ist von diesem Elan allerdings nicht mehr allzuviel, als Jurgeleit als Letzter die Pressekonferenz verlässt. HUT