Festtagsstimmung bei Aero Lloyd

Niki Lauda und Aero-Lloyd-Gründer Bogomir Gradinski wollen die insolvente Airline retten. Die Bayerische Landesbank ist mit im Boot. In Deutschland sollen mindestens sechs Maschinen bald wieder fliegen – allerdings unter einem anderen Namen

AUS FRANKFURT/M. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Dieses Christkind heißt Bogomir Gradisnik und ist stolze 82 Jahre alt. Der Besitzer der Air Charter Market Vermittlungsgesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) besiegelte gestern in Oberursel seinen Wiedereinstieg bei der insolventen Ferienfluggesellschaft Aero Lloyd.

30 Millionen Euro bringt Gradisnik zur Freude der meisten der im Oktober „freigestellten“ 800 ehemaligen Beschäftigten mit, denen der Insolvenzverwalter die Weiterarbeit auf Zeit in einer Auffanggesellschaft zur Abwicklung des Unternehmens angeboten hatte. Wahlweise gab es eine Abfindung.

Nach Schätzungen von Analysten kosten die vorläufige Weiterbeschäftigung und der Sozialplan rund 50 Millionen Euro. Das Geld kommt von der Bayerischen Landesbank, die im Herbst ein von der Gesellschaft vorgelegtes Sanierungskonzept abgelehnt und eine neue Kreditlinie für Aero Lloyd verweigert hatte, wodurch der Zusammenbruch der Fluggesellschaft erst provoziert worden war. Im Insolvenzverfahren stimmte die Landesbank erst vor knapp einer Woche einem Vergleich zu, nicht zuletzt aus Imagegründen: Die an der Pleite schuldlosen Mitarbeiter sollten nicht ganz leer ausgehen – so kurz vor Weihnachten. Jetzt kommt bei den Beschäftigten neue Hoffnung auf Weiterbeschäftigung auf. Denn Gradisnik will mit wenigstens sechs der stillgelegten Maschinen von Aero Lloyd wieder durchstarten. Mit eigenem Flug- und Bodenpersonal und unter einem neuen Namen.

Zuvor schon konnten sich die Mitarbeiter von Aero Lloyd Österreich freuen. Der ehemalige Autorennfahrer und passionierte Pilot Niki Lauda erklärte in Wien, die Mehrheit an der Austriasparte der Fluggesellschaft und deren Beschäftigte übernehmen zu wollen.

Für Gradinski ist die Übernahme von wenigstens 51 Prozent der Anteile an Aero Lloyd ein Comeback. Der Mann war 1980 Gründer der Ferienfluggesellschaft. Und er ist noch immer Besitzer der Hauptimmobilie der Gesellschaft am Stammsitz in Oberursel bei Frankfurt. Noch 1998 gewährte er dem damals schon angeschlagenen Unternehmen einen Kredit von knapp 10 Millionen Euro zu einem freundlichen Zinssatz von nur 5 Prozent, der bis auf eine Restsumme von 1,5 Millionen Euro auch zurückgezahlt worden sei, so Branchenkenner. Da war Gradisnik bei Aero Lloyd allerdings schon ausgestiegen: nach einem Zerwürfnis mit der Bayerischen Landesbank, die Ende 1998 in das Unternehmen mit eingestiegen war. Danach ging es mit Aero Lloyd bergab. 1999 war das letzte Geschäftsjahr, in dem ein Überschuss erwirtschaftet wurde.

Wie viele Mitarbeiter von Gradisnik tatsächlich übernommen werden, stand gestern noch nicht fest. Noch führt Insolvenzverwalter Gerhard Walter die Geschäfte von Aero Lloyd. Und Walter sucht noch nach weiteren Investoren. Unklar ist auch, wie viel Geld der Verkauf der übrig gebliebenen Flugzeuge in die Kasse des Insolvenzverwalters spülen wird. Und ebenso, ob das ausreichen wird, die Ansprüche der vielen Gläubiger – vor allem Reiseveranstalter und Lieferanten – wenigstens teilweise zu befriedigen.