: Rau misst „Wärmestrom“
Seine letzte Weihnachtsrede als Präsident ist ein Nein zur Totalität der Ökonomie und lobt den Reformkonsens
BERLIN dpa ■ Bundespräsident Rau hat davor gewarnt, gesellschaftliche Kernaufgaben wie Bildung und Gesundheit immer mehr unter ökononomische Sparzwänge zu stellen. „Wenn wir alle Lebensbereiche nur noch nach wirtschaftlichen Gesetzen formen, geraten wir in eine Sackgasse“, sagte Rau in seiner letzten Weihnachtsansprache. „Die Schule ist eben kein Unternehmen“, so Rau. Eine Klinik sei „keine Gesundheitsmaschine. Es müsse deshalb darauf geachtet werden, dass nicht die ganze Gesellschaft immer mehr nach den Mustern von Wirtschaftlichkeit und Effizienz geprägt werde.
Laut Rau lebt die Gesellschaft nicht nur von Flexibilität und Wagnis, sondern auch von Solidarität und gegenseitigen Verpflichtungen. „Das taucht in keiner Effizienzrechnung auf, aber davon geht der Wärmestrom aus, von dem wir leben.“ Positiv äußerte sich Rau zur Verständigung von Regierung und Opposition über das Reformpaket: „Manchen geht manches zu weit oder in die falsche Richtung, manchen geht vieles längst nicht weit genug. Mir ist wichtig, dass es bei allem Streit letztlich die Bereitschaft zum gemeinsamen Handeln gegeben hat. Das sollten wir nicht kleinreden.“