piwik no script img

Archiv-Artikel

Kein Weihnachtsfrieden in Irak

Nach Hinweisen auf Terrorgefahr verschärfen US-Truppen Sicherheitsmaßnahmen. Zulagen sollen irakische Sicherheitskräfte halten. Indien soll Polizisten ausbilden

BAGDAD ap/afp/dpa ■ Aus Sorge vor möglichen Anschlägen während der Weihnachtstage haben die US-Streitkräfte in Irak gestern ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. US-Zivilverwalter Paul Bremer sagte dem Sender NBC, es gebe Hinweise auf eine erhöhte Terrorgefahr. In Bagdad erklärte Brigadegeneral Mark Hertling: „Wir haben Hinweise erhalten, dass es klug wäre, einige zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um spezifischen potenziellen Bedrohungen entgegenzutreten.“ Seit dem Einmarsch der USA in Irak im März wurden dort insgesamt 317 amerikanische Soldaten getötet.

Aber auch irakische Sicherheitskräfte und von den USA eingesetzte Beamte sind häufig Opfer von Angriffen: Erst Montag wurde in Mossul der Richter Jussef Choschi aus einem Auto heraus erschossen. Um Massenaustritte aus der irakischen Armee zu stoppen, hat die US-Zivilverwaltung die Gehälter durch eine „Risikozulage“ deutlich aufgestockt. „Die irakischen Sicherheitskräfte stehen im Kampf gegen die Terroristen in der ersten Reihe“, erklärte Bremer. Polizisten, Zollbeamte und Gefängniswärter sollen eine Zulage von 80 Dollar im Monat erhalten, Soldaten und Zivilschutzbeamte 75 Dollar, Beamte zur Überwachung von Infrastruktureinrichtungen 60 Dollar. Für viele Sicherheitskräfte wird sich der Lohn mehr als verdoppeln. Vor allem wegen ihres geringen Solds hatten bis Anfang Dezember bereits etwa 300 der 700 Soldaten des ersten irakischen Bataillons den Dienst quittiert.

Die US-Regierung hat offenbar Indien um die Ausbildung von irakischen Soldaten und Polizisten gebeten. Eine indische Delegation hätte Bagdad bereits besuchen sollen, die Reise sei aber wegen der Gefangennahme Saddam Husseins verschoben worden, berichtete The Hindu.

Nach Europa will sich der US-Sondergesandte James Baker Ende Dezember auch in Asien für einen Schuldenerlass für Irak einsetzen. Wie das Weiße Haus mitteilte, reist Baker am 29. und 30. Dezember nach Japan, Südkorea und China. Die EU leistete gestern ihren ersten Beitrag für den internationalen Fonds zum irakischen Wiederaufbau. Mit den 6,4 Millionen der zugesagten 200 Millionen Euro soll vor allem die Arbeit der UN in Irak unterstützt werden.