: Uni pro Affen-Versuche
Die Universität steht zu den Makaken-Versuchen und sieht in der neuen Rechtslage kein Problem. Andreas Kreiter: „Ethisch gerechtfertigt“
Bremen taz ■ Die Universität Bremen steht voll hinter den umstrittenen Tierversuchen mit Makaken-Affen. Das machte der Konrektor für die Lehre, Reinhard Fischer, gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Sprecher des Zentrums für Neurokognition, Klaus Pawelzik, und dem Neurobiologen Andreas Kreiter deutlich.
Die Vertreter der Universität erläuterten die weitreichende Anerkennung, die die Bremer Gehirnforschung erfahren habe und die sich in Fördergeldern und Preisen niederschlage. Kreiter unterstrich, dass seine wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Grundlagenforschung angesiedelt sei. Der Kernspintomograf, der seit zwei Jahren auch Gehirnforschung ohne „invasive“ Eingriffe ins Gehirn erlaube, führe konkret an der Bremer Universität nicht zu einer Reduzierung des Bedarfs an Tieren, sondern eher zu einer größeren Effektivität der Forschung.
Rund 20 Makaken leben derzeit in dem Uni-Labor, zwei sind bisher eingeschläfert und seziert worden. Mit dem Kernspintomografen, erklärte Kreiter, könne man grob die Stelle lokalisieren, an der das Gehirn bei einer konkreten Wahrnehmung Aktivität zeige, um dann mit einer eingeführten hauchdünnen Elektrode die Aktivität einer einzelnen Nervenzelle zu messen.
Es habe sich ergeben, so berichtete Kreiter, dass ein amerikanisches Team auf der Grundlage seiner Beschreibung der Reizweiterleitung im Gehirn Schizophrenie-Patienten oder solche mit vererbtem Schizophrenie-Risiko untersucht habe und Störungen der von ihm dargestellten Muster gefunden haben. Konkret geht es darum, dass die Reizübertragung zwischen den Gehirnzellen in komplizierten elektrophysiologischen „Datenpaketen“ passiert. Es könnte sein, so die medizinischen Forschungen anderer, dass die Bruchstücke dieser Datenpakete bei Schizophrenie-Patienten gleichsam falsch zusammengesetzt würden.
„Früher als erwartet“, so erklärte Andreas Kreiter, habe sich ein „Bezug zur Medizin“ ergeben. Das sei ein Argument mehr für seine Überzeugung, dass es „ethisch und moralisch geboten“ sei, die Untersuchungen weiter durchzuführen. Ein „ethisches Dilemma“ sieht Kreiter bei denjenigen, „die diese Forschungen verhindern wollen“.
Auch juristisch sieht die Universität durch die Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz keine Probleme. Der Konrektor für die Lehre erwähnte „lokale Tierschutz-Auflagen“ insbesondere der Gesundheitsbehörde, die die Universität aber immer erfüllt habe. Die neue Rechtslage des Grundgesetzes erwähnte Fischer mit keinem Wort.
Die Wissenschaftler unterstrichen zudem, dass die Bedingungen, unter denen die Affen im Uni-Labor leben, nach ihrer Ansicht nur geringe „Belastungen“ bedeuten – sehr viel weniger Belastungen als andere Nutzung von Tieren durch den Menschen und insbesondere auch weniger Belastungen, die Tiere in der Natur erfahren. Im Labor hätten sie genügend zu essen zu und zu trinken und zudem keine natürlichen Feinde.
Klaus Wolschner