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Archiv-Artikel

Die USA und der Iran kommen sich näher

Nach dem Ja Teherans zu humanitärer US-Hilfe spricht US-Außenminister Colin Powell von einem möglichen Dialog

BERLIN taz ■ Im Verhältnis zwischen den USA und Iran scheint sich eine Entspannung abzuzeichnen. US-Außenminister Colin Powell erklärte gegenüber der Washington Post (Dienstagsausgabe), die USA seien zu einem Dialog mit Iran bereit. „Die Dinge sind im Fluss, und deshalb sollten wir die Möglichkeit eines Dialogs zu einem angemessenen Zeitpunkt in der Zukunft offen halten“, sagte er.

Offensichtlich wird die Bereitschaft Irans, humanitäre Hilfe aus den USA zu akzeptieren, in Washington als Geste einer politischen Annäherung gedeutet. Die Tatsache, dass die US-Regierung bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben einen direkten Kontakt zu Teheran hergestellt hatte, erstaunte Diplomatenkreise. US-Vizeaußenminister Richard Armitage hatte Irans Vertreter bei der UNO, Dschawad Sarif, angerufen und humanitäre Hilfe angeboten. Die Bereitschaft Irans, das Angebot des „großen Satans“ so rasch anzunehmen, kann nur mit direkter Zustimmung des Revolutionsführers Chamenei erfolgt sein.

Beide Regierungen betonten jedoch, dass die humanitäre Hilfe keine politische Relevanz habe. „Unser Ziel ist lediglich, das große Leid der Menschen in Iran zu lindern“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums. Das ändere nichts an der Kritik der USA an Iran. Auch die iranische Regierung begrüßte die Hilfe aus Washington, betonte aber, daraus könnten keine politischen Schlüsse gezogen werden. Trotz dieser Dementis scheint sich zwischen Teheran und Washington eine Entspannung anzubahnen. Außenminister Powell wies gegenüber der Washington Post auf das Einlenken Irans im Atomkonflikt hin und auf die zunehmende Kooperationsbereitschaft des Landes im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. „Alle dies zusammengenommen zeigt eine neue Haltung im Iran im Umgang mit diesen Themen“, sagte Powell. „Die Iraner erkennen, dass die Welt zusieht und bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen.“

Die USA hatten 1981 im Zuge der Geiselnahme der Mitarbeiter der US-Botschaft in Teheran ihre diplomatischen Beziehungen zu Iran abgebrochen und einen Wirtschaftsboykott gegen das Land verhängt. Präsident George W. Bush hat Iran mit Irak und Nordkorea als „Achse des Bösen“ bezeichnet. Offensichtlich soll diese unversöhnliche Haltung überdacht werden. Wie die Washington Post unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, überprüft die US-Regierung zum dritten Mal in der Amtszeit von Präsident Bush ihre Iranpolitik.

BAHMAN NIRUMAND