: Die Blauen sehen rot
CHAMPIONS LEAGUE Barcelona kommt glücklich ins Finale. Chelsea gibt alle Schuld dem Schiedsrichter
Daily Telegraph
LONDON taz/dpa | „Der Fußball meint es zuweilen gut mit den Mannschaften, die einen schönen Stil praktizieren, und kann mit den ruchlosen Teams sehr gemein sein“, schrieb El País nach dem späten, für den FC Chelsea London so tragischen Treffer von Iniesta, der dem FC Barcelona ein 1:1 und den Einzug ins Finale der Champions League bescherte. „Ein Super-Iniesta und der Schiedsrichter bringen Barcelona ins Finale. Iniestas Tor war ein Glückstreffer. Aber kein anderes Team hat das Glück so verdient gehabt wie der FC Barcelona“, dichtete die spanische Marca.
Michael Ballack war nicht unschuldig am Treffer in der 93. Minute. Doch auch nach dem schmerzlichen „Last-Minute“-Aus mit seinem FC Chelsea im Champions-League-Halbfinale glaubt der DFB-Kapitän weiter daran, die europäische Königsklasse doch noch zu gewinnen. „Ich spiele in einer super Mannschaft, da ist die Chance relativ hoch jedes Jahr, ins Finale zu kommen“, sagte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler nach dem Aufreger am Mittwochabend. Nach dem 0:0 im Hinspiel eine Woche zuvor verabschiedeten sich die „Blues“ damit aus dem Wettbewerb.
„In den letzten Jahren waren es fast immer dieselben Mannschaften, die im Halbfinale standen, von daher hoffe ich, dass da in den nächsten ein, zwei Jahren noch etwas möglich ist“, sagte Michael Ballack.
Vor dem Hintergrund mehrerer umstrittener Schiedsrichter-Entscheidungen des Norwegers Tom Henning Øvrebø traf Chelsea der K. o. laut Ballack ähnlich hart wie die Finalniederlage im Elfmeterschießen gegen Manchester United vergangenes Jahr. „In der 93. Minute auszuscheiden, in einer Situation, wo man nicht mehr reagieren kann – das ist natürlich eine riesige Enttäuschung“, sagte der Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft.
„Wir waren die bessere Mannschaft und hatten mehr Chancen. Wir sind enttäuscht darüber, dass wir es selber nicht gepackt haben – und über den Schiedsrichter“, sagte Ballack. Zahlreiche Chelsea-Spieler, allen voran Stürmer Didier Drogba, protestierten nach dem Abpfiff wütend gegen den Unparteiischen, der unter anderem zwei Strafraum-Handspiele nicht ahndete. „Chelsea verabschiedet sich im Zorn gegenüber dem Schiedsrichter, der vier Elfmeter übersah“, schrieb The Guardian, nur leicht patriotisch verblendet.
„Das war der schlechteste Referee, den ich in meiner Karriere erlebt habe“, sagte Chelsea-Trainer Guus Hiddink und sprach den Profis des englischen Ex-Meisters, die durch einen Volleyschuss von Michael Essien (9. Minute) in Führung gegangen waren, aus dem Herzen. Nach dem Schlusspfiff soll der Schiedsrichter „eigene schwere Fehler“ eingeräumt haben.
Laut einem Bericht des Evening Standard soll es nach dem Spiel sogar Morddrohungen gegen Øvrebø gegeben haben. Deshalb habe der Referee auf Anraten der Polizei zunächst das Hotel gewechselt und anschließend unter Polizeischutz England verlassen. Auch auf Drogba, der mit seinen Teamkollegen im Hinspiel ein torloses Remis erkämpft hatte, könnte noch ein Nachspiel zukommen.
Der Chelsea-Stürmer richtete mit Tränen der Wut in den Augen einen Schwall von Obszönitäten gegen Øvrebø, bedrängte den Referee auch noch in den Katakomben und muss mit einer Strafe durch die Europäische Fußball-Union (Uefa) rechnen.
Zum ersten Mal begegnen sich nun Manchester United und der FC Barcelona am 27. Mai in Rom in einem Finale der Champions League.