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: Schlussverkauf

Hunderttausend Wohnungen im Ruhrgebiet gehören seit diesem Jahr neuen Konzernen. Betroffen sind etwa 400.000 Menschen, so viele, wie Bochum EinwohnerInnen hat. Erst verkaufte Viterra über 30.000, dann die Bundesversicherungsanstalt 20.000 Wohnungen im Revier, jetzt wechseln noch einmal knapp 50.000 Werkswohnungen von Thyssen Krupp den Besitzer.

ANALYSE VONANNIKA JOERES

Der Verkaufswunsch von Viterra und Co ist klar: Ihr Ruf auf dem Kapitalmarkt wird durch ein hohes Engagement im verarmten Ruhrgebiet geschädigt, Immobilien in lukrativen Gegenden wie der Rhein-Main-Schiene locken hingegen die AktienkäuferInnen. Aber was treibt vor allem die amerikanischen und britischen Firmen ins Revier? Große Leerstände, eine schrumpfende und immer ärmer werdende Bevölkerung, halb so hohe Mieten wie im Rheinland schrecken sie nicht ab. Sie sind keine klassischen Wohnungsunternehmen, sondern börsennotierte Renditehaie. Die Eigentumsquote im Ruhrgebiet ist EU-weit am niedrigsten, hier können durch Einzelprivatisierungen noch Renditen von bis zu zehn Prozent erreicht werden. Vor allem bei den Spottpreisen, die sie für die Wohnungen zahlen mussten.

Damit ist klar, welche Zukunft den MieterInnen in den nächsten Jahren droht: Ihr Wert ist nicht mehr die monatliche Überweisung an den Hausbesitzer. Nur als Käufer ihres Hauses sind sie für den englischen oder amerikanischen Besitzer interessant. Die Bürgerinitiativen werden wachsen.