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Mangos für den Klimaschutz

Knapp 190 Staaten beraten in Buenos Aires, wie das Weltklima geschont werden kann. Indische Bauern haben längst die Initiative ergriffen – und starten eine Pflanzaktion

DELHI taz ■ Bagepalli ist eine gute Stunde von der indischen Großtadt Bangalore entfernt und damit weit weg von flimmernden Bildschirmen der IT-Kapitale. Bagepalli, das ist eine andere Welt, eine trockene Landwirtschaftszone aus salziger Erde. Sie gibt kaum genug Nahrung her für die Bewohner der rund dreißig Dörfer. Der Grundwasserspiegel sinkt stetig. Der Monsunregen blieb in den letzten sieben Jahren fast aus. Die Bauern ernteten gerade genug für eine Mahlzeit pro Tag. Viele landlose Arbeiter sind in die Stadt gezogen, um dort Geld zu verdienen.

1.400 Familien in Bagepalli und im angrenzenden Gauribidanur-Bezirk hoffen nun auf die UN-Klimakonferenz, die derzeit in Buenos Aires läuft. 5.000 Delegierte aus mehr als 189 Staaten diskutieren dort über die „Clean-Development-Mechanismen“ (CDM). Dahinter steckt folgendes Prinzip: Ein deutsches oder britisches Unternehmen finanziert in einem Entwicklungsland ein Projekt, durch das Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid deutlich vermindert werden. Es erhält dafür ein Emissionszertifikat. Das kann es sich zu Hause anrechnen lassen.

Die indischen Bauern haben schon längst ein solches CDM-Projekt vorbereitet. Es ist eines der ersten weltweit – und könnte sofort starten. Doch noch fehlt die offizielle Registrierung. Die Klimakonferenz könnte nun einen Impuls geben.

Schließlich begann alles bereits 1997. Die in der Schweiz geborene Anandi Sharan Meili kehrte in die Heimat ihres Vaters nach Bagapelli zurück. Mit der Organisation „Women for Sustainable Development“(WSD) entwickelte sie ein Projekt für die landlosen Bauern: Diese baute fortan Brunnen und terrassierten das durch Erosion gefährdete Weidegelände. Experten berechneten zugleich, wie viel Kohlendioxid eingespart werden kann, wenn etwa Bäume gepflanzt würden. Die Vorarbeiten wurden unter anderem von evangelischen Kirchen in Holland und Deutschland finanziert. Nächstes Jahr im September soll endlich gepflanzt werden.

Die Hälfte der Bauern wird auf einem Hektar des eigenen Landes Fruchtbäume wie Mango, Guave oder Tamarinde setzen. Den anderen siebenhundert Familien, die keinen Acker besitzen, hat die Dorfversammlung erlaubt, auf dem öffentlichen Land Eukalyptus, Teak und andere Harthölzer zu pflanzen. So sollen in den nächsten dreißig Jahren 240.000 Tonnen Kohlendioxid gebunden werden.

In den ersten zehn Jahren wird sich das für die Bauern kaum auszahlen. Im Gegenteil sind sie auf die finanzstarken Partner angewiesen. Noch bevor in Europa der Handel mit Emissionen begonnen hat, hat die österreichische Regierung aber schon Interesse angemeldet. Und so, das haben die Verantwortlichen errechnet, könnten die Bauern später zwischen 30.000 und 50.000 Rupien pro Jahr und Hektar einnehmen. Das entspricht dem Fünffachen ihres heutigen Einkommens. Besonders die Frauen sollen vom Projekt profitieren. Da sie bald ihre eigenen Früchte verkaufen können, werden sie erstmals auch ihr eigenes Geld haben.

Zunächst muss aber noch das indische Umweltministerium zustimmen. Erst dann kann das Projekt beim Sekretariat der UNO-Konvention für Klimawandel (UNFCCC) in Bonn angemeldet werden.

BERNARD IMHASLY

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