Bespitzelung im Bordbistro

BAHN Auf der Suche nach schwarzen Schafen: Mitarbeiter wurden jahrelang kontrolliert

HAMBURG afp | Auch in den Bordrestaurants der Deutschen Bahn soll es einem Bericht des Spiegels zufolge zu Bespitzelungen gekommen sein. Über Jahre hinweg sei das Personal dort heimlich kontrolliert worden, berichtete das Magazin vorab. Die Bahn habe dafür 2003 über das Arbeitsamt „Detektive“ gesucht. Die Angeworbenen hätten Ein-Jahres-Verträge bekommen, getarnt als „Sachbearbeiter“.

In Wahrheit sollten die rund ein Dutzend Personen starke Truppe in den Bordrestaurants demnach schwarze Schafe unter den Gastro-Mitarbeitern der Bahn ausfindig machen. Sie hätten unauffällig die Reihenfolge der verkauften Waren notiert, die später mit den Bons in der Bordkasse abgeglichen wurden. Auch in den Warenlagern der Bahn sollen Detektive aktiv gewesen sein. Ein Bahn-Sprecher kommentierte den Bericht nicht und verwies darauf, dass dem Aufsichtsrat am Mittwoch der Sachverständigen-Bericht zur Datenaffäre vorgelegt wird.

In der Datenaffäre drohen dem Exkonzernchef Hartmut Mehdorn laut Spiegel Schadenersatzforderungen. Im Bahn-Aufsichtsrat gebe es Überlegungen, die Verantwortlichen der Affäre im Vorstand auch persönlich für eventuell entstandene Schäden haften zu lassen. Sollten sich die Vorwürfe gegen das Management darüber hinaus weiter konkretisieren, wäre es durchaus möglich, dass die Bahn aus aktienrechtlichen Gründen Schadenersatzforderungen gegen verantwortliche Vorstände stellen müsse.