frisches flimmern: No Pretty Women
Zwei italienische Filmemacher erzählen von Frauen in den Vierzigern. Wie aus dem Nichts auftauchende Männer erlösen sie aus dem eintönigen Alltagstrott.
Amore Uno
Wie in einem kleinen Raumgleiter durchkreuzt Antonio (Luigi Lo Casio) in seinem Auto das nächtliche Rom, als wäre es eine leuchtende Galaxie. Er ist Chauffeur und seine Leidenschaft gilt Science Fiction-Romanen. Er lebt gerne in seiner eigenen Fantasiewelt, wo er als der außerirdische Held „Morgan“ gegen das Böse kämpft. Eines Nachts lernt er zufällig Maria (Sandra Ceccarelli) und ihre Tochter Lisa (Barbara Valente) kennen. Er fühlt sich sofort zu der allein erziehenden Mutter hingezogen, die in einem Geschäft für Tiefkühlkost arbeitet. Sie ist eine Frau in den Vierzigern und zermürbt an ihrem eintönigen Alltag. Trotz der zunächst abweisenden Reaktion, wird Antonio immer mehr ein Teil von Marias Leben. Als er erfährt, dass sie einem betrügerischem Wucherer noch Geld schuldet, beginnt er heimlich für ihre Schulden aufzukommen. Auch wenn er deshalb für einen Gangster arbeiten muss. „Licht meiner Augen“ von Giuseppe Piccioni (“Nicht von dieser Welt“) ist ein warmherziger Liebesfilm über einen Phantasten und eine innerlich erkaltete Frau. Piccioni gehört zu den herausragenden Regisseuren des neuen italienischen Kinos. Seine düstere Großstadt-Liebesgeschichte erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2001 Auszeichnungen für die besten Darstellerleistungen. Drei Jahre später kommt „Licht meiner Augen“ erst in die heimischen Kinos. „Man braucht viel mehr als nur gute Geschichten oder Filme, die einfach nur unterhalten. Früher hat man das den „ernsten Film“ genannt, solche die uns irgendwie verändert haben. Heute sind solche Filme selten geworden“, sagt Piccioni.
Amore Due
Glühbirnen zerplatzen, Ampeln beginnen zu flackern und selbst robuste Toaster geben den Geist auf. Die überbordende Energie von Agata (Licia Maglietta) wirkt sich direkt auf ihre Umwelt aus. Der italienische Regisseur Silvio Soldini (“Brot und Tulpen“) erzählt in seinem neuen Film „Agata und der Sturm“ die Geschichte der vierzigjährigen Buchhändlerin und ihres geliebten Bruders Gustavo (Emilio Solfrizzi). Als ein gewisser Romeo (Giuseppe Battiston) auftaucht und sich als leiblicher Bruder von Gustavo vorstellt, gerät das chaotische Leben der vermeintlichen Geschwister weiter durcheinander. Der Familienvater muss überrascht erfahren, dass er als kleines Kind von seiner Mutter einfach verkauft wurde. Auch in seiner neuen Komödie erschafft Soldini wieder eine fabelhafte Welt voller mediterranem Lebensgefühl, seltsamen Figuren und viel Liebe. „Die Arbeit mit Farbgebung, Settings, Kostümen und Kamera führt in eine wie ein Patchwork zusammengesetzte Wirklichkeit. Sie schafft eine Welt nahe der unseren, aber mit mehr Gelassenheit“, erklärt Soldini.
STEFAN ORTMANN
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