: OB will zur Nazi-Demo schweigen
RECKLINGHAUSEN taz ■ Recklinghausens Oberbürgermeister Wolfgang Pantförder (CDU) warnt die Bürger seiner Stadt davor, gegen einen für heute geplanten Neonazi-Aufmarsch auf die Straße zu gehen. In einem Brief, der an die Anwohner im Aufmarschgebiet Nordviertel verteilt wurde, schrieb Pantförder unter der Überschrift „Zeigt Ihnen die kalte Schulter – Absage an Konfrontationsstrategie Radikaler“: Die Polizei habe davor gewarnt „nicht durch gleichzeitige ‚Gegendemonstrationen‘ die Gefahr von Eskalationen heraufzubeschwören. Bringen Sie nicht die Polizei in die Situation, zwischen zwei Demonstrationsgruppen zu geraten.“ Statt dessen: Rollläden schließen und schweigen. 2.637 Anwohner wollten nicht schweigen. Sie übergaben dem Oberbürgermeister übrigens eine Unterschriftenliste für ein Verbot der Demo.
„Wir werden auf eine Stufe mit den Nazis gestellt“, sagt einer der Organisatoren der Gegenproteste. Wie „gut“ die Taktik des OBs funktioniert, sei an den Recklinghäuser Schulen zu beobachten. „Morgen kommen die Nazis, die machen euch tot“, habe eine Gruppe von Kindern ihren ausländischen Mitschülern zugerufen. Auch seien gehäuft Nazi-Schmierereien zu sehen.
Was die Nazis von der Taktik halten, ist in deren Internetforen nachzulesen. „Wenn der Recklinghausener Oberbonze Pantförder glaubt, „seine“ Stadt bleibe in Zukunft von uns verschont, so hat er sich gewaltig getäuscht“, heißt es dort. Wie schon an den vier Samstagen zuvor werden die Nazis wohl auch heute ungestört durch die Straßen ziehen. HOP