ROLAND KOCH SPRICHT ÜBER BILDUNG UND SAGT NUR DIE HALBE WAHRHEIT : Der böse Onkel aus Hessen
Roland Koch ist ein bisschen wie der unheimliche Jugendfreund des Vaters, den man jedes Jahr nur an Weihnachten zu Gesicht bekommt. Er ist nett, er hat immer eine Tafel Schokolade dabei, ja er hat – manchmal – sogar etwas Sympathisches an sich, weil er sich offenbar nicht abgibt mit den Dingen, wie sie sind. Doch Koch hat auch etwas Verschlagenes.
Dämonisierungen helfen gegen Koch allerdings nichts. Der macht professionell Politik, und was er jetzt zu Föderalismus und Bildung gesagt hat, klingt auch noch plausibel. Der böse Bund wolle immer mehr Zuständigkeiten in der Bildung – das glaubt man gerne angesichts der übereifrigen Bundesministerin Edelgard Bulmahn. Die Länder seien in Wahrheit für die Bildung zuständig – klar, so steht’s ja auch im Grundgesetz. Bayern und Baden-Württemberg seien die deutschen Top-Wissensländer. Das ist auch nicht falsch. Muss man Koch also glauben?
Immer nur die Hälfte. Das ist die Quelle des Misstrauens gegen Roland Koch. Er sagt alles nur fast richtig, er dreht es so, dass es gut für ihn ist. Manchmal lügt er sogar, zum Beispiel wenn er behauptet, der Bund gebe die Milliarden für Ganztagsschulen nur, wenn die Länder nach Bulmahns Pfeife tanzten.
Das ist Unsinn. Schließlich haben die Länder das Programm verwässert. Trotzdem ist das Konzept gut – und die Hessen finden’s auch noch cool. Das nervt Koch natürlich. Er mag nicht, wenn bei Rot-Grün was klappt, und dann wird er richtig fies. Wie jetzt wieder: Koch will den Premiumzuschlag für deutsche Spitzenunis nicht – weil Schröder ihn erfunden hat. Koch will gegen Bachelor-Master-Zuschüsse klagen, weil das eine Provokation von Bulmahn ist.
Leider irrt er hier. Denn diese Zuschüsse sind keine Idee des Bundes, sondern ein Beschluss von Europas Wissenschaftsministern (und seiner eigenen, Kochs, Ministerin Karin Wolff). Aber das sagt Koch nicht, weil er nie die ganze Wahrheit sagt. Wie der böse Onkel zu Weihnachten. Erzählt schöne Geschichten, die nicht stimmen. CHRISTIAN FÜLLER