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Archiv-Artikel

Wasser wird lebensgefährlich

Charité-Ärzte schicken Medikamente an Kliniken im Südwesten Sri Lankas. Ein ortskundiger Kollege koordiniert die Verteilung. Ein Beispiel für zielgenaue Hilfe

Sie haben Bilder im Fernsehen gesehen, deren wahre Dramatik wohl nur Ärzte ermessen können: Die Medikamente im ebenerdig liegenden Lager des Teaching Hospital Mahamodara wurden durch die Welle durchnässt und völlig unbrauchbar, ein frühgeborenes Baby liegt ertrunken in seinem Brutkasten, die zwei Stockwerke der Klinik für Neugeborene im Südwesten Sri Lankas sind nicht mehr verwüstet. Die Folgen der Flutkatastrophe in Südostasien für die Kinderklinik in der Region Galle sind dramatisch. Charité-Ärzte der Klinik für Neonatologie, die ebenfalls Neugeborene behandeln, haben beschlossen, den Menschen vor Ort zu helfen.

In Absprache mit dem Charité-Vorstand haben sie eine Sammlung bei Kollegen, Freunden und Patienten gestartet, andere Abteilungen schlossen sich an. Inzwischen sind auf den drei großen Klinikstandorten in Mitte, Wedding und Steglitz Container für Sachspenden verteilt. Am Anfang stand die drängendste Frage: Was ist nötig? Bewusst konzentriert sich das Charité-Team auf Hilfe, von der man etwas versteht: Mit den ersten paar tausend Euro haben die Ärzte Medikamente angeschafft – über die Hausapotheke, die von den Firmen Rabatte bekommt. Besonders Zucker- und Elektrolytlösungen – oder Pulver, das in abgekochtes Wasser gemischt wird – sind für die Behandlung der Kinder vor Ort nötig. Sie leiden besonders durch das in der Region allgegenwärtige verdorbene Wasser und schlechte Hygiene: „Durchfallerkrankungen sind häufig und für Kinder lebensbedrohlich“, sagt Charles Christoph Röhr, Arzt auf der Intensivstation für Frühgeborene. „Die Rehydratationsmittel gleichen Verluste aus.“ Einfache Dinge wie Decken aus Krankenhausleinen, die problemlos gereinigt werden können, werden ebenfalls gebraucht.

Eine sri-lankische Fluglinie will innerhalb der nächsten Wochen drei Tonnen Medikamente umsonst in die Katastrophenregion bringen. Ein ortskundiger Arzt fliegt vor, um die Verteilung zu koordinieren. Denn in der Umgebung gibt es vermutlich andere, womöglich noch schlimmer betroffene Krankenhäuser. Die Mahamodara-Klinik hat es wenigstens schon ins Fernsehen und damit in den Focus der Öffentlichkeit geschafft.

Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité, hat am Wochenende E-Mails mit Ärzten in Galle getauscht. Das Hospital Mahamodara, ein Lehrkrankenhaus der Universität, habe über 450 Betten und vier Operationssäle verfügt, in einem Ersatzgebäude stünden jetzt gerade mal 60 Betten und ein OP zur Verfügung, schrieb der Kollege aus Sri Lanka.

Nach den ersten Tagen der Hilfsaktion vermutet Stationsarzt Röhr einen fünfstelligen Betrag auf dem Spendenkonto. Die Charité will den Krankenhäusern in der Region Galle längerfristig zur Seite stehen – wie genau, ist bisher nicht klar.

In der unfallchirurgischen Klinik der Charité behandeln Mediziner derweil nach wie vor drei Berliner Flutopfer. „Ihr Zustand hat sich stabilisiert“, sagte Klinikdirektor Norbert Haas. Einer 37-jährige Berlinerin mussten mehrere Holzstücke aus dem Körper entfernt werden, eine 63-jährige war schwer am Bein verletzt worden. Der eingelieferte Mann hatte nur leichte Verletzungen an Brustkorb und Schulter. ULRICH SCHULTE

Spendenkonto: Deutsche Bank, Kontonr.: 711 00 00, Bankleitzahl: 100 700 00, Stichwort: Charité-Flutopferhilfe