: Neuer Nürnberger Superlativ
Bundesagenturchef Weise meldet neuen Rekord in der Arbeitslosenstatistik. Höchste Quote seit Wiedervereinigung. In zwei Ländern im Osten sogar mehr als 20 Prozent
NÜRNBERG dpa ■ Die Zahl der Arbeitslosen ist zum Ende des Jahres 2004 auf den höchsten Stand seit 1997 gestiegen. Im Dezember erfasste die Bundesagentur für Arbeit (BA) 4.464.200 Menschen ohne bezahlte Beschäftigung, das waren 206.900 mehr als im Monat zuvor. Zählt man Teilnehmer an Trainingsmaßnahmen dazu, erreichte die Arbeitslosigkeit Ende 2004 sogar den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die bundesweite Arbeitslosenquote lag zum Jahresende bei 10,8 Prozent.
Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Erwerbslosen um fast 150.000 an. Mit Ausnahme von Hamburg und Berlin waren von dem Anstieg alle Länder betroffen. Grund für die Situation im Dezember sei nicht nur die Winterpause am Bau, in Gastronomie und Landwirtschaft, denn auch nach Abzug solcher Saisoneffekte sei die Arbeitslosigkeit gestiegen, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise.
Die tiefe Kluft zwischen den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland blieb auch Ende 2004 unverändert. Besonders trostlos war die Situation in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Dort lag die Arbeitslosenquote im Dezember jeweils über 20 Prozent. In dem Küstenland nahm die Zahl der Arbeitslosen um 8,8 Prozent zu. Aber auch in Westdeutschland stieg die erfasste Arbeitslosigkeit: In Niedersachsen und Rheinland-Pfalz meldeten sich 6 Prozent mehr Menschen als Arbeit suchend; in Bayern stieg die Zahl um 4,3 Prozent. In Westdeutschland waren Ende des vergangenen Jahres 2,86 Millionen Männer und Frauen ohne Beschäftigung, im Osten gab es zum Jahresende 1,6 Millionen Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 8,7 Prozent, im Osten bei 18,5 Prozent.
Weise sagte, in der Dezember-Statistik tauchten erstmals rund 27.000 erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger auf, die sich wegen Hartz IV arbeitslos gemeldet hätten. Möglicherweise seien es aber noch viel mehr. Von vielen, die sich neu arbeitslos gemeldet haben, wisse man gar nicht, ob sie bisher von Sozialhilfe gelebt haben, ergänzte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Das Arbeitslosengeld II liegt über dem Sozialhilfeniveau. Um davon zu profitieren, hatten sich viele kurz vor dem Start der Reform arbeitslos gemeldet.