: Pooth clever wie Shirt
NEUER WERBEVERTRAG: Bringt Werbeikone Verona Pooth das KiK-T-Shirt endgültig zum Schweigen?
Verona Pooth greift das KiK-T-Shirt an. Ab August soll die sonst für eher teure Marken werbende Ikone das Gesicht der neuen Kampagne des Textildiscounters KiK werden – bislang setzte KiK ausschließlich auf ein sprechendes Hemd als Werbeträger. Billigshirt und Pooth? Das passt nicht? Oh doch, erklärt KiK-Chef Stefan Heinig in einer Pressemitteilung: „Frau Pooth verkörpert vieles von dem, was auch KiK ist: Sie ist clever, spontan, nahe bei den Menschen und in allem, was sie tut, immer überzeugend und glaubwürdig.“ Der Werbeauftritt soll nicht nur hübsch, sondern auch humorig daherkommen, so verspricht Pooth schon mal. Tatsache, schon allein der Werbevertrag mutet wie ein schräger Scherz an: Verona Pooth, bekannt für ihren exklusiven Modegeschmack und ihre figurbetonten, teilweise selbst entworfenen Garderoben, nun in T-Shirt und Jeans für nur 3,99 Euro?
Ein bisschen unglaubwürdig ist das schon. Dabei soll gerade die Kampagne Pooths angeschlagenes Image wieder aufpäppeln und ihr, nach all den Schlagzeilen über die Insolvenz und Steuerhinterziehung ihres Mannes Franjo, neue Kredibilität verleihen. Denn im Rahmen der Fahndung im Steuerskandal wurde auch ihre Firma „Veronas Dreams“ unter die Lupe genommen. Merkwürdig, dass sich ihre bisherigen Vertriebspartner Otto und Karstadt zurückgezogen haben. Nun, da der Exklusivvertrag mit Karstadt über ihre Pflegeserie abgelaufen ist, wird sie ihre Waren persönlich über den TV-Shopping Kanal QVC vertreiben müssen. Veronas Firma ist zurzeit auch im Internet praktisch nicht existent. Die Website wird derzeit neu erfunden, und das Management der Firma zeigt sich wenig auskunftsfreudig.
Das Jahr 2008 also auch für Pooths ein Krisenjahr. 2009 soll sich das ändern. Da kommt der Millionendeal gerade recht.
Ist es jetzt vorbei mit Pleiten, Pooth und Pannen? Ob der Sparfuchs dem Stehauffrauchen Verona, dessen verschiedene Rollenmuster latent zwischen Neofeministin und Dummerchen schwanken, einen neuen KiK verschafft, wird sich zeigen. Den Glanz, der von Verona Pooth abgefallen ist, kann der selbst häufig in der Kritik stehende Preisdumper wohl kaum wieder aufpolieren. Auch KiK ist darum bemüht, sein Ausbeuterimage durch groß angelegte Kampagnen über das soziale Engagement des Konzerns loszuwerden. Da scheinen sich zwei Suchende gefunden zu haben.
Und vielleicht wird man Verona ja glauben, wenn sie die nächsten zwei Jahre, solange gilt der Vertrag, die Botschaft „Man kann auch für wenig Geld clever einkaufen“ nachplappert. Ein Gutes hat es ja: Auch wenn Veronas quäkende Stimme nicht jedermanns Sache ist, im Vergleich zu der des keifenden T-Shirts von KiK, das bis jetzt das Maskottchen des Discounters war, ist sie Musik. Wird ihr Auftritt das schrille Hemdchen, das KiK selbst als „seinen Sympathieträger“ bezeichnet, letztlich ganz ersetzen? KiKs Pressestelle hatte leider keine Zeit, diese Frage zu beantworten.
SOFIA SHABAFROUZ