: Holz als klimaneutrale Heizöl-Alternative
Im Schwarzwald entsteht Deutschlands größte Fertigung von Holzpellets. Ab Februar sollen 30.000 Tonnen jährlich produziert werden. Zahl der Pellets-Heizungen stieg in nur fünf Jahren deutschlandweit von 800 auf 30.000
FREIBURG taz ■ In Buchenbach östlich von Freiburg entsteht derzeit Deutschlands größte Holzpelletsfertigung. Auf dem Gelände der Dold Holzwerke GmbH sollen ab Februar 35.000 Tonnen, später sogar bis zu 70.000 Tonnen Holzpellets jährlich produziert werden. Eine Anlage, die wegen ihres Gesamtkonzepts als einmalig in Deutschland gilt: Der Rohstoff stammt vom angrenzenden Sägewerk, die Wärme zur Trocknung der Pellets kommt als Abwärme aus einem eigenen Holzheizkraftwerk.
Holzpellets sind pillengroße Presslinge aus reinem Sägemehl, die in vollautomatisierten Holzheizungen als Brennstoff eingesetzt werden können. Betreiberfirma der Pelletsfabrik ist die Bioenergie Sonnen-Pellet GmbH mit drei Gesellschaftern: den Dold-Holzwerken, der EC Bioenergie GmbH aus Heidelberg und der Schellinger KG aus Weingarten. Über stille Beteiligungen sind darüber hinaus Privatbürger ab einer Einlage von 3.000 Euro beteiligt.
Eine „Revolution ohne Revolutionäre“ nennt Helmut Schellinger, Geschäftsführer des Pelletshändlers Schellinger KG, das neue Werk, das etwa ein Drittel der heutigen deutschen Pelletsnachfrage decken kann. Einerseits ist Holzenergie umweltfreundlich, weil bei der Verbrennung nur jenes Kohlendioxid frei wird, das die Bäume zuvor der Luft entzogen haben – ein geschlossener Kreislauf also. Zweitens ist Holzwärme im Vergleich zu fossilen Energien wie Öl und Gas auch preislich attraktiv: Derzeit kostet die Tonne im Durchschnitt knapp 180 Euro, was einem Ölpreis von etwa 35 Cent je Liter entspricht. Der Heizölpreis liegt derzeit bei 43 Cent.
Zudem habe das Holz den Vorteil, dass ein Großteil des Geldes in der Region verbleibt, rechnet Pelletshändler Schellinger vor: Während bei Heizölkosten von jeweils 100 Euro rund 59 Euro ins Ausland fließen und bei Erdgas sogar 74 Euro der deutschen Wirtschaft verloren gehen, bleiben bei Holzpellets 97 Prozent der Ausgaben dem deutschen Wirtschaftskreislauf erhalten. 65 Euro davon verbleiben sogar in der Region.
Dem Holzwerk verschafft die neue Fertigung unterdessen mehr Unabhängigkeit von den internationalen Holzmärkten. „Sägeresthölzer sind ein sehr volatiles Produkt“, sagt Geschäftsführer Erwin Günther Dold – also ein Produkt, dessen Preis stark schwankt. Durch die Verarbeitung dieser Resthölzer zu Holzpellets stoße man in einen Markt vor, der durch stabilere Preise geprägt ist. Für den Kunden ist das ebenfalls attraktiv, wie Schellinger vorrechnet: Im Vergleich zum Heizölpreis, der in jüngster Zeit kräftig gestiegen ist, änderte sich der Preis für Energieholz über die Jahrzehnte kaum. Das dürfte mit ein Grund sein, warum der Pelletsmarkt in Europa derzeit „explodiert“.
Das Holzangebot wird der Branche noch auf Jahre ein rasantes Wachstum ermöglichen. Allein die Produktion in Buchenbach reiche aus, um eine Stadt mit 60.000 Menschen komplett mit Raumwärme zu versorgen, rechnen die Betreiber vor. Nun gelte es, für diese Produktion auch einen Absatzmarkt zu schaffen. Wer die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre betrachtet, kann erahnen, welch rasante Entwicklung hier erst begonnen hat: 1999 gab es in Deutschland gerade 800 Pelletsheizungen, vor zwei Jahren waren es etwa 13.000, aktuell sind es 30.000. BERNWARD JANZING