Kirche kippt Kindergärten

Die Evangelische Kirche im Rheinland plant auf ihrer Landessynode die Schließung von Kindergärten – auch im Ruhrgebiet. Die Protestanten wollen in Zukunft weniger Eigenmittel zuschießen

VON NATALIE WIESMANN

Mit der Schließung von Kindergartenplätzen auch im Ruhrgebiet beschäftigt sich die Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) auf ihrer Landessynode, die bis Freitag in Bad Neuenahr tagt. In einem Auszug aus dem „Bericht zur Lage und Entwicklung der Tageseinrichtungen für Kinder“ ist von zehn Presbyterien zwischen Emmerich und Saarbrücken die Rede, in denen wegen der „dramatische Finanzsituation der Kirchen“ der Abbau von Kindergartenplätzen geplant ist. In Nordrhein-Westfalen sind im Jahr 2004 bereits acht der insgesamt rund 450 Einrichtungen im Land geschlossen oder an andere Träger weitergegeben worden.

„Wir können noch nicht sagen, wie viele unserer Kindertagesstätten im Ruhrgebiet schließen müssen“, sagt EKiR-Sprecher Jens Peter Iven. Das Revier mache nur einen kleinen Teil seiner Kirche aus, deren Gebiet sich über vier Bundesländer erstreckt. Außerdem wolle er nicht vorgreifen: Details zum geplanten Abbau von Kindergartenplätzen in Duisburg, Mülheim oder Essen sollen erst am Dienstag auf der Landessynode vorgestellt werden.

Zahlen über geplante Schließungen von Essener Einrichtungen sind aber längst bekannt: Wenn die Landesregierung sich nicht stärker beteilige, müssten dort bis 2009 die Hälfte der noch 192 Kindergartengruppen schließen, verkündete Oberkirchenrat Harald Bewersdorff, Leiter der Abteilung Erziehung und Bildung bei der EKiR Anfang Dezember 2004.

Um nicht weiter Plätze abbauen zu müssen, fordert die EKiR eine Senkung der Eigenbeteiligung auf 10 Prozent: „In den vergangenen Jahren haben die Träger durchschnittlich 20 Prozent selbst finanziert“, sagt Sprecher Iven. In einigen Gemeinden mache der Eigenanteil sogar mehr als ein Drittel aus. Diese könnten sich die Träger angesichts sinkender Einnahmen durch Kirchensteuern nicht mehr leisten, so Iven. Kirchensteuern werden bei den Protestanten von den Gemeinden selbst eingenommen. Aufgrund von Kirchenaustritten, aber vor allem wegen der hohen Arbeitslosigkeit und dem wachsenden Anteil an Rentnern sinken die Einnahmen der Kirchengemeinden stetig.

„Wir müssen mit Land und Kommunen verhandeln“, sagt Iven. Bereits im Kindertagesstättengesetz von 1998 habe das Land NRW angekündigt, den Eigenanteil der kirchlichen Finanzierung von Kindergärten auf 15 Prozent zu senken. „Diese Versprechung wurde nie eingehalten“, kritisiert Iven die Landesregierung.

Auch die Evangelische Kirche in Westfalen plant bis zum Jahr 2008 den Abbau von etwa 640 Kindergartenplätzen. Die Kürzungsvorhaben der Bistümer im Revier, die nur jedem katholischen Kind einen Platz garantieren wollen, sind bereits seit ein paar Monaten auf dem Tisch: Im Bistum Münster sollen in den kommenden zwei Jahren 7.500 Plätze, im Bistum Essen etwa 3.500 Plätze aufgelöst werden.