Polizist beging Körperverletzung

Erfolg vor Gericht: Eine unabhängige Zeugin bestätigte die Angriffslust eines angetrunkenen Polizisten außer Dienst gegenüber einem Afrikaner

bremen taz ■ 30 Tagessätze zu 40 Euro muss der Bremer Polizist Michael H. nun dafür zahlen, dass er einen Zeitungszusteller nächtens so vom Moped stieß, dass dieser sich die Leiste brach. Seinen Widerspruch gegen dieses Urteil zog der Polizist jetzt zurück. Bis zuletzt hatte er darauf bestanden, kein Unrecht begangen zu haben. Nur dank einer unabhängigen Zeugin konnte der Vorfall überhaupt geahndet werden. Zurzeit verhandeln die streitenden Parteien über die Höhe des Schmerzensgeldes.

Außer einer Knieverletzung hatte B. in jener Nacht im Sommer 2003 auch einen Leistenbruch erlitten. Mehrere Tage lag er deshalb im Krankenhaus. Auf 2.500 Euro belaufen sich nach Angaben seines Anwalts die Forderungen des Geschädigten. Der hatte stets eingeräumt, als Zeitungsausträger auf seinem Moped über den Bürgersteig gerollt zu sein, um eine Zeitung zuzustellen. Da sei ein offenbar angetrunkener Mann plötzlich auf ihn zugetreten und habe ihn unvermittelt vom Moped geschubst. „Ich lag unter dem Moped und hatte Schmerzen“, erinnert sich B. Beim Aufrappeln habe er den Mann gefragt, warum er das gemacht habe – doch keine Erklärung bekommen. Auch seine Personalien habe der Mann nicht angeben wollen – bis B. ihm in derselben Nacht, da war es gegen zwei Uhr, nach Hause folgte und dort eine Dienstmarke der Polizei zu sehen bekam. Dazu habe der Verfolgte gesagt, B. könne ihm nichts anhaben. Eine Fehleinschätzung, wie sich nun zeigt. Beiden Männern war offenbar nicht bewusst, dass eine unbeteiligte Zeugin den Vorfall beobachtet hatte.

Jules B. ist über diesen Ausgang des Verfahrens erleichtert. Er hatte jede Menge Unannehmlichkeiten – da auch gegen ihn Anzeige erstattet wurde. Der Kameruner war mit einem Führerschein aus seinem Heimatland unterwegs. Den hatte er trotz längeren Aufenthaltes in Deutschland noch nicht umschreiben lassen. Auch bei seinem Arbeitgeber waren Beamte in Uniform aufgetaucht. Sie wollten die Fahrerlaubnis des Verletzten überprüfen. „Wenn mein Chef mir nicht vertraut hätte, wäre ich meinen Job sofort los geworden“, sagt B. Stattdessen stellte der Geschäftsführer der Vertriebsfirma sich hinter den Zusteller und schaltete selbst den Firmenanwalt ein. „Ich kenne wenige Menschen, die so zuverlässig sind.“

Nun befasst sich der Arbeitgeber des Polizisten mit seinem Arbeitnehmer. „Der Innenrevision ist der Fall bekannt“, heißt es. Ein Disziplinarverfahren sei eingeleitet worden, bestätigt die Polizeipressestelle – das Ergebnis stehe noch aus. ede