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Archiv-Artikel

mauergedenken am tor Sinnfrei wie der U-Bahn-Tunnel

Das wurde aber auch höchste Zeit. 15 Jahre nach dem Mauerfall wollen mehr als 100 Bundestagsabgeordnete eine Mauergedenkstätte. Denn das Gedenken darf man nicht allein einer umstrittenen Frau wie der Chefin des Museums am Checkpoint Charlie überlassen. Deren in aufwühlendes Pathos getauchte Mauer-Kreuz-Kombination muss noch mal übertrumpft werden. Und da hilft nur eins: das Allheilmittel unter den deutschen Symbolen, das Brandenburger Tor. Darunter machen wir es nicht.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Nun könnte man einwenden – wie das die ausgestochene Alexandra Hildebrandt gleich tut –, dass das Brandenburger Tor nicht der passende Ort sei. Zumal sich dort in den letzten 15 Jahren einiges getan hat. Aber Bundestagsabgeordnete kennen nun mal außer dem vor ihren Büros liegenden Tor kaum etwas von Berlin. Dafür kennen sie sich umso besser mit einer Revision jüngerer Geschichte aus. So wie auf ihr Geheiß der Palast der Republik einer Schlossreplik weichen soll, könnte auch rund um den Pariser Platz leicht der Originalzustand von 1989 wieder hergestellt werden. Kosten für anfallende Abrisse spielen beim Schlossplatz ja auch keine Rolle.

Zum Glück hat auch der Senat bereits den Ernst der Lage erkannt – und toppt das Bundestagsanliegen mit einem unterirdischen Vorschlag. Ein paar Erinnerungsfotos könnten im neuen U-Bahnhof unter dem Pariser Platz aufgehängt werden.

Aber würde das dem deutschen Leid gerecht? Sollte man nicht besser gleich den kompletten U-Bahn-Tunnel zwischen Reichstag und Brandenburger Tor zur Gedenkstätte umwidmen? Der ist teuer genug, um als Mahnmal durchzugehen. Der ist genauso sinnfrei wie die Mauerdebatte der letzten Monate. Und er eignet sich hervorragend als befahrbarer Fluchttunnel. Mit Pendelverkehr. Im Westen mit der obligatorisch warnenden Ansage: „Letzter Halt in Berlin West.“ Im Osten mit den passend griesgrämigen BVG-Kontrolleuren. Und hinter der Tunnelkurve Alexandra Hildebrandt, mit einem ihrer Holzkreuze winkend.