„Aber nicht mehr die Schlafzimmerthemen“

RICKY! Nach einer schweren Nierenerkrankung drängt der frühere Sat.1-Talker mit den Rastazotteln wieder auf den Bildschirm. „Wenn ich ein Manager wäre, würde ich mir eine Chance geben“, sagt er

Ricky Harris trägt heute wieder die selben Rastazotteln wie Ende der Neunziger, als er abklatschend und aufgedreht ins Studio seiner Sat.1-Talkshow „Ricky!“ rannte. Dabei waren ihm seine Haare schon ausgefallen. 2005 wurde bei Harris eine Viruserkrankung in den Nieren entdeckt. Medikamente, Chemotherapie – nichts schlug an. Zwei Jahre später versagte das Organ. Seine in den USA lebende Schwester spendete Harris eine Niere: „Sie stand einfach in der Tür meines Krankenzimmers in München.“

Die Schwester war so spontan nach Deutschland gekommen, wie Ricky Harris selbst, als er 1984 seinen Eltern zur Rhein-Main-Air-Base nach Frankfurt folgte. Sein Vater hatte dort eine Anstellung als Musiklehrer, Ricky wollte eigentlich nach ein paar Wochen wieder zurück in die USA, doch er blieb hängen. Warum, kann er bis heute nicht erklären, denn der Diplom-Entertainer mit College-Abschluss musste sich zunächst mit Aushilfsjobs über Wasser halten.

Doch 1993 nahm Cindy Crawford Harris als Assistenten mit auf Promotour durch Deutschland. Dieser hatte ihr Kommen persönlich eingefädelt. Cindy nannte ihn „Ricky“. Dieser Ricky bekam bald darauf seine Chance beim Verkaufssender H.O.T. und entwickelte sich zum Topseller.

Es folgte der „Sechser im Lotto“: das Talkshow-Angebot von Sat.1. Anfangs, 1999, lief es gegen zwei Konkurrenzformate gut, weil Ricky Ricky sein durfte: Schlabberlook, deutsch-american Style und viel Gefühl. „Doch dann steckten die mich in Boss-Anzüge und sagten, dass ich nicht weinen darf.“ Die Show wurde 2000 abgesetzt.

Im März attestierten die Ärzte Harris, dass er wieder voll belastbar sei. Er will zurück ins Fernsehen, wieder talken, „aber nicht mehr die Schlafzimmerthemen.“ Harris ist 46, geschieden, hat drei Kinder und einiges durchgemacht, „den Neuling kann ich nicht mehr spielen“. „Wenn ich ein Manager wäre, würde ich mir eine Chance geben“, sagt Harris, obwohl er dann weniger Zeit für ein anderes – auf seiner Homepage beworbenes – Projekt in eigener Sache hätte: „Ricky! sucht Frau!“ JÜRN KRUSE