: Christlich-abendländische Tradition?
betr.: „Kardinale Predigt entsetzt“, taz vom 8. 1. 05
Das Meisner-Zitat offenbart in doppelter Hinsicht die traditionelle christliche Juden-Diskriminierung. Am schlimmsten wird sicherlich der Vergleich Abtreibung-Holocaust empfunden. Doch Meisner nennt am Anfang den unsäglichen Satz „Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt“, und damit einen längst von allen Historikern widerlegten Vorgang, der zwei Jahrtausende den Christen dazu diente, die Juden zu verleumden. Herodes d. Gr. starb 4 v. Chr. und hat zwar zahlreiche Schandtaten vollbracht (er ließ u. a. drei seiner eigenen Kinder hinrichten, weil sie ihm angeblich nach dem Leben getrachtet hatten), aber keinesfalls hat er einen „Kindermord von Bethlehem“ begangen. Dieser „Kindermord“ hat nie stattgefunden, er ist eine Erfindung der ersten Christen, die sich damit bei den Römern gegen die Juden anbiedern wollten. Das Christentum hat schon sehr früh die eigentliche Botschaft Jesu – Nächstenliebe und Verzicht auf Vergeltung – durch Lügen- und Märchengeschichten zugemüllt. WERNER ALBERTS, Essen
Schade, dass man solche Hassprediger nicht auch einfach ausweisen kann, vielleicht in den Vatikan. Bezeichnend, dass den Kardinal immer nur die ungeborenen Kinder emotional bewegen; Kindesmissbrauch durch katholische Priester schweigt er lieber tot. Gehört der zur „christlich-abendländischen Tradition“? JOHN RÖHE, Berlin
Kardinal Meisner vergleicht den Holocaust mit dem angeblichen Kindermord von Bethlehem. Den hat es definitiv nicht gegeben. Da hegt die Forschung keinen Zweifel. Er ist Legende, Mythos, ein Märchen. Ergo: Unser frommer Kirchenmann von Köln verweist Hitlers und Stalins Opfer ins Reich der Fabel. Er leugnet also ungestraft Auschwitz und den Gulag. Ungeheuerlich! Aber niemanden kratzt das. Außer: KLAUS KORT, Wolfsburg