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Archiv-Artikel

Hermann in New York

Ruppe Koselleck will die Freiheitsstatue in New York mit dem Hermannsdenkmal in Detmold austauschen. Technisch sei alles zu machen, behauptet der Künstler aus Münster

VON PETER ORTMANN

Hermann gegen Liberty. Ruppe Koselleck, Schöpfer der ausgesetzten Sparwildsäue (die taz berichtete) hat ein neues Projekt. Der Münsteraner Künstler will den Cheruskerfürst aus dem Teutoburger Wald gegen die Freiheitsstatue auf Liberty-Island tauschen. Die Schreiben an die Bürgermeister von Detmold und New York sind bereits unterwegs.

Den Transport der Steingiganten versteht Koselleck als Wechselausstellung von pathetischer Kunst. Allerdings sei Liberty größer als der Hermann. „Das gibt ein paar technische Schwierigkeiten“, sagt Koselleck. Aber Sockelgröße und die Orte der angestrebten Translokation ließen das Projekt in realiter durchführbar erscheinen. Es entstünde eine Persiflage auf das globale Gedenken von Freiheit, Schlacht, Sieg, Nation und Demokratie. Eine amerikanische Regierungsbeamtin hätte die Idee von der bewaffneten Statue in New York allerdings als Provokation empfunden, als er sein Vorhaben in Wien vorstellte, lacht Kosellek. Ob das daran gelegen habe, dass der Cheruskerfürst und Urgermane dem Imperium Romanum das Fürchten lehrte, sei nicht sicher. Ein Architekt, der die Freiheit gerade restauriert hatte, sei aber begeistert gewesen.

Fürs Marketing sucht der Künstler absurde Wege in die Öffentlichkeit. Fotomontage-Postkarten hängt er bei Ikea an die Pinnwand oder legt sie in Buchhandlungen New York Reiseführern bei. „Das ist schön parasitär“, sagt er. In seinem Büro für Alleskönnerei in Gütersloh lässt Ruppe Koselleck heute vormittag 13 signierte „Hermann in New York“ Postkarten an 13 roten Gasballons steigen. „Ich nehme nur die mit starkem Volumen“, erklärt er. So sei gewährleistet, dass die Streuung möglich groß werde. Sie sollten schließlich nicht gleich an Hermanns Schwert hängen bleiben.

Bei seiner letzten Aktion setzte Koselleck sieben Sparwildsäue aus, die immerhin für 50 Euro Groschen im Bauch haben. Sie sind immer noch nicht alle gefunden. Die „Bestandsaufnahme des Kapitalismus“ ist noch nicht geschlossen. In Münster könnten immer noch zwei gefunden werden, wundert sich Ruppe, auch die Sau in Eckernförde. Einzige Bedingung an die Finder: Sie sollten anrufen und erzählen, was sie mit dem Geld machen. Die Telefongebühren könnten sie sparen, wenn sie heute ins Büros für Alleskönnerei kommen, wo Koselleck seinen absurden Tätigkeiten nachgeht. Einen „Hermann in New York“ gibt‘s oben drauf.