: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Mit der Aufklärung ist das so eine Sache. Einerseits ist sie nötig, andererseits wird das Interesse daran gemeinhin überschätzt. Denn wir meinen natürlich nicht jene glorreiche Epoche des Erwachens aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit, die in den Terror der Französischen Revolution mündete, sondern jenes Inkenntnissetzen über die Zusammenhänge zwischen Sex und Kinderproduktion, die in dieser durchsexualisierten Gesellschaft mitunter aus dem Blick geraten sind, weshalb nicht von ungefähr ein rasanter Anstieg von Teenagerschwangerschaften verzeichnet wird. Aber jetzt haben sich die Puppenspieler des Theaters Das Helmi der Sache angenommen: „Let’s talk about Sex“ heißt das Aufklärungsstück, das gestern im Hau 2 Premiere hatte. Es ist noch bis morgen zu sehen und befasst sich mit Fragen des Vögelns und anderen Aspekten des intersexuellen Dialogs – höchst helmisch, versteht sich.
„Vögel ohne Grenzen“ ist ein Stück, das auf eine antike Komödie von Aristophanes zurückgeht und den Stellungskrieg zwischen Menschen, Göttern und Vögeln verhandelt, die ihre verloren gegangene Macht von den Göttern und Menschen zurückerobern wollen. Der legendäre französische Theatermacher Jérome Savary wird ab Mittwoch in Bert Neumanns Amphitheater Agora draußen vor der Tür der wegen Renovierung geschlossenen Volksbühne seine Version der Geschichte zeigen, die schon Goethe und Peter Hacks inspirierte.
Weil wir schon mal beim Thema sind: Heute Abend hat die neue Ausgabe von Patrick Wengenroths zeitkritische Betrachtungen im HAU 1, „Planet Porno – Die Finanzkrise“, Premiere. Ein „Wechselspiel von Entblößungszwang und Entblößungsdrang mit einem fein abgeschmeckten Liedgutsüppchen“, wie aus der Presseabteilung des HAU zu vernehmen ist.
■ Let’s talk about Sex: Di. + Mi., HAU 2
■ Vögel ohne Grenzen: ab Mi., Volksbühne Agora
■ Planet Porno – Die Finanzkrise: ab Di., HAU 1