: Problem 3: Bildung
Bildung soll das Kleinod der rot-grünen Wahlcampaigner 2006 werden. Allerdings: Man muss sich beim Wissensthema noch einer gewissen Zurückhaltung befleißigen – ist doch gerade die Föderalismusreform daran gescheitert. Dennoch, das Tor zu verlockenden Wahlgeschenken à la Ganztagsschule (im Wahlkampf 2002 satte 4 Milliarden Euro schwer) steht offen.
Parteichef Müntefering selbst ist ein prima Beispiel für Lern- und Zukunftsfähigkeit – also genau jenen Leitmotive, die man für 2006 braucht. Vor kurzem wusste Münte dazu kaum mehr als „Arbeiterbildungsverein“. Inzwischen hat er instinktsicher den supersozialdemokratischen Kern des Themas aufgespürt: Chancengerechtigkeit.
In einem Land, das Akademikerkids im Vergleich zu Arbeiterkindern die sechsfache Chance in Gymnasium und Studium offeriert, fühlt sich Münte nicht wohl. Erstes Kampagnenziel der Sozis werden daher die Ausgesonderten und Vernachlässigten jenes Bildungssystems sein, das die Länder angeblich so toll organisieren: die 4 Millionen deutschen Analphabeten, die 10 Prozent Schulabbrecher, die 50 Prozent Kinder türkischer Zuwanderer ohne Schulabschluss. Wie die SPD die kampagnenfähig machen will, verrät noch keiner. Bislang ist vage von Weiterbildung die Rede. Kein Wunder – da ist der Bund a) zuständig und muss b) regelmäßig die Trümmer der Länder beseitigen. Aber die Zeit spielt für die SPD. Bald wird Karlsruhe, so heißt es, Studiengebühren erlauben. Als Partei gegen den Chancenkiller wird sich dann gerieren: die SPD. CIF