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Archiv-Artikel

Brechmitteleinsatz

betr.: „Brechzwang unter Folterverdacht“, taz vom 11. 1. 05

Mit über zehn Jahren Erfahrung im Rettungsdienst und in der Intensivmedizin kenne ich Situationen, in denen man Erbrechen herbeiführt, sowie die schwierigen Probleme im Polizeigewahrsam. Der Anwendung von Brechmitteln stehe ich zwiespältig gegenüber. Ebenso wie eine einfache Blutentnahme ist es Körperverletzung; wenn aber die Gefahr besteht, dass Drogenbeutel platzen (und das ist nicht selten), bedeuten Brech- und Abführmittel Lebensrettung. Die Art und Weise nun, wie der Kollege dies in Bremen durchgeführt hat, kann man mit Recht als mittelalterlich und grausam bezeichnen. Ebenso wie der Notarzt bin ich hell entsetzt und hätte gehandelt wie er. HANNA LUDWIG, Fachärztin für Anästhesie, Wuppertal

Es hat leider erst ein erneutes Todesopfer geben müssen, damit die Öffentlichkeit diese für einen Rechtsstaat unwürdige Methode sieht und darüber diskutiert. Die Schuld an dem Tod jetzt in erster Linie der Polizei oder gar dem Opfer zuzuschreiben, würde diejenigen, die politisch dafür verantwortlich sind, fälschlicherweise entlasten. Es waren die Beschlüsse der Bürgerschaft, die den Einsatz von Brechmitteln ermöglicht und der Polizei als Mittel zur Verfügung gestellt haben. Ebenso sind es die Politiker, die von ihrer Polizei Erfolge im hoffnungslosen Krieg gegen Rauschgift sehen wollen und dabei auch Tote in Kauf nehmen. Eine logische Konsequenz aus diesem Zwischenfall wäre eine Diskussion über die gegenwärtige Drogenverbotspolitik, die seit Jahrzehnten darin scheitert, das Drogenproblem zu lösen. MAX PLENERT,

Mitglied im Verein für Drogenpolitik, Hüttenfeld

Man ist ja schon dankbar, wenn man mal eine klare Aussage liest wie die von Frau Rürup vom Forum für Menschenrechte: „Ich nenne das Folter.“ Herr Bartelt von amnesty international hingegen sieht also in diesem Fall keine Folter im „klassischen Sinn“. Hätte ich von amnesty nicht erwartet. Ich bin diese bescheuerte Wortspielerei wirklich leid. ASTRID SCHEMMEL, Elmshorn