: Vorbildliche BP
Platz 1 im Konzernranking: Der Wandel des Energiemultis zahlt sich aus – beim Image und beim Börsenwert
BERLIN taz ■ Es gibt ein neues ökologisches und soziales Vorbild unter den Konzernen: den Mineralölkonzern BP. Das ist das Ergebnis des ersten „Good Company Ranking“, das das Manager Magazin gestern vorstellte. Von 80 europäischen Unternehmen – darunter alle 30 Firmen aus dem Deutschen Aktien-Index – soll BP am verantwortlichsten gehandelt haben. Im BP-Management dürfte die Entscheidung für Freude gesorgt haben: In den letzten Jahren hatte sich der Konzern um einen solchen Imagewechsel bemüht. Zweiter wurde der britische Minen- und Mineralienkonzern Anglo American, Dritter die Deutsche Post Worldnet.
Bewertet wurde in den Kategorien Umwelt, Mitarbeiter, Gesellschaft, finanzielle Leistung und Transparenz. Grundlage waren Unternehmensangaben und Geschäftsberichte. In der Jury saßen neben Vertretern aus der Industrie auch unabhängige Experten wie Peter von Blomberg von Transparency International.
In der Kategorie Umwelt hielten die Juroren es für einen wichtigen Pluspunkt, dass BP neben Investitionen in alternative Energiequellen auch eine eigene Initiative zum Emissionshandel betreibt. Bis 1996 hatte sich das Unternehmen noch in der „Global Climate Coalition“ engagiert, die nichts anderes war als eine Anti-Klimaschutz-Lobby. Mit dem Wechsel verwandelte BP erfolgreich ein Manko in einen – auch PR-tauglichen– Vorteil. Juror Michael Kröher sprach denn auch von einer „gut dokumentierten Kehrtwende vom Schmuddelkind der Ölbranche zu einem gut aufgestellten Unternehmen“. In der Kategorie „Mitarbeiter“ wird BP nicht nur ein intensives Unfallschutzprogramm zugute gehalten, den Ausschlag gaben vor allem die unternehmensinternen Mechanismen zur Aufdeckung von Mobbing und Korruption. So können Mitarbeiter, die sich als so genannte Whistle blower betätigen, eine externe Telefon-Hotline nutzen und so anonym bleiben. Auch hier profitiert BP aber vor allem vom Image als geläuterter Sünder: Noch 2001 hatte die Sunday Times BP vorgeworfen, Umweltgruppen durch einen Privatdetektiv überwachen zu lassen.
Beim Zweitplatzierten, dem Minenunternehmen Anglo American, lobte die Jury vor allem dessen HIV-Programm an den südafrikanischen Standorten: Kranke Mitarbeiter würden dort mit Medikamenten versorgt, Unternehmensfremde könnten sich kostenlos testen lassen. Im Umweltbereich fand sie die Recycling-Maßnahmen für alte Erz-Aufbereitungsanlagen vorbildlich. Die Deutsche Post punktete beim Ranking mit einer „transparenten Vergütungsstruktur“ sowie mit einer Emissionsminderung bei ihren 60.000 Kraftfahrzeugen in Deutschland.
Gelohnt hat sich das Engagement nicht nur für das Image. Auch auf die Börsenwerte wirkt sich eine nachhaltigere Politik positiv aus. Die Aktien fast aller ausgezeichneten Konzerne entwickelten sich schon im vergangenen Jahr besser als der Durchschnitt der jeweiligen nationalen Indizes. NATALIE TENBERG
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