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Archiv-Artikel

Essener Erbstreit ist beigelegt

Eine Delegation der Denkmalschützer Icomos hat die Zeche Zollverein besichtigt. Ergebnis: Von einer Gefährdung des Weltkulturerbes ist derzeit keine Rede. Aber die Sachverständigen kommen wieder

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Nach seiner Visite auf der Essener Zeche Zollverein ist Michael Petzet sicher: Von einer Gefährdung der im Jahr 2001 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannten Zeche könne man „im Moment nicht sprechen“, sagte der Weltpräsident von Icomos, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, der taz.

Am Mittwoch hatte Petzet mit zwei Sachverständigen den laufenden Umbau der Zeche besichtigt. Grund für seinen Besuch war die Kritik am Vorhaben, in der ehemaligen Kohlenwäsche auf Zollverein das so genannte Ruhrmuseum zu installieren, den Nachfolger des heutigen Ruhrlandmuseums. Insbesondere der Plan, ein gigantisches Rollband an das Gebäude zu montieren, über das die Besucher in die oberste Etage gehievt werden sollen, hatte die Kritiker auf den Plan gerufen. Derartige Veränderungen, schäumten Denkmalschützer, ließen sich nicht mit dem Unesco-Titel vereinbaren. Doch gerade in der gläsernen Gangway sieht Petzet kein Problem: „Ich halte die Rolltreppe nicht für falsch“, sagt der ehemalige bayerische Generalkonservator. Schließlich sei sie „reversibel“, könne also wieder abgebaut werden, „wenn man sie nicht mehr haben will.“

Auch was die Umbauten an der Außenhaut betrifft, hat Petzet keine Bedenken: Das lasse sich oft „nicht anders machen“, da müsse ausgebessert werden. Außerdem habe Nordrhein-Westfalen eine Menge gemacht auf dem Zechen-Gelände: „Im Umgang mit Industriedenkmälern muss man das positiv sehen“, so Petztet, der bloß in punkto Museum Fragen hat: zum Beispiel wie es um Finanzierung oder entsprechende Klimatisierung der Räume steht.

Theo Grütter, zuständig für das Projekt Ruhrmuseum, wundern Petzets positive Worte nicht. „Wir haben die Problematik sowieso nie verstanden“, sagt er. Das Rollband beispielsweise ist in Grütters Augen „die beste Lösung“, da es sich kontrastierend von der alten Bausubstanz abhebe. Außerdem werde erst dadurch die Kohlenwäsche, einst eine reine Maschinenhalle, für Besucher geöffnet.

Bleibt noch der Umgang mit den Innereien des Gebäudes: mit staubigen Anlagen, die laut Grütter ein Problem für die Sauberkeit des Museums darstellen. Wie man die Maschinen aufbereite, werde sich in diesem Jahr entscheiden, sagt Grütter.

Birgitta Ringbeck betrachtet das Ruhrmuseum kritisch: Die Delegierte der Kultusministerkonferenz beim Welterbekomitee sagt, bei aller Umnutzung müsse die Authentizität erhalten werden. Allerdings ist auch sie, früher eine erklärte Kritikerin des Vorhabens, nun davon überzeugt, dass das hier geschehen werde. Außer Gefahr ist Zollverein damit aber nicht: Die Icomos-Sachverständigen, Rolf Höhmann und Norbert Mendgen, wollen die Pläne bald noch einmal unter die Lupe nehmen. Eine Gefährdung des Weltkulturerbes könnte dann nur das Welterbekomitee der Unesco aussprechen. Und dass der Fall auf deren Tischen landet, ist laut Petzet „eher unwahrscheinlich“.