: Dutschkestrasse
Die Nachrichtenlage
Die Debatte um eine Rudi-Dutschke-Straße setzt ihren Marsch durch die Institutionen fort. Am Mittwochabend debattierte der Kulturausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg über die von der taz initiierte Umbenennung der Kochstraße. Dabei wurde erst einmal Grundlagenarbeit geleistet, denn – wie für alles in Deutschland – gibt es auch für Straßenumbenennungen Ausführungsvorschriften. Eine spricht für Dutschke. Denn Menschen, die mehrfach durch Straßen geehrt werden, kann eines dieser ihnen zugedachten Objekte weggenommen werden. Dies gelte für Herrn Koch, denn nicht nur in Kreuzberg, auch in Tempelhof gedenke Berlin seiner per Straßenname. Gegen Dutschke hingegen spricht ein 14 Jahre alter BVV-Beschluss, demzufolge Straßen erst dann wieder nach Männern benannt werden sollen, wenn gleich viele Frauen durch Straßenbenennungen geehrt wurden. Ein kleiner Erfolg für Frauen ist das, der nicht nur durch die taz-Initiative schweren Belastungsproben ausgesetzt ist. Denn ginge es nach Kultursenator Thomas Flierl (PDS), solle auch Hermann Henselmann, der Architekt der Frankfurter Allee und ein Mann voller Widersprüche, in den Stand eines Orientierungsnamens im Friedrichshainer Stadtbild erhoben werden. „Unnötig wie ein Kropf“, raunte es in der Ecke der Grünen.
Als Fazit hier die subjektiv gefühlte Tendenz im Ausschuss: Die Sozialdemokratinnen und die Frauen der Grünen sind nicht ohne Weiteres bereit, den Beschluss, der Frauen zumindest im Straßenbild mit den Herren der Schöpfung gleichsetzen will, aufs Spiel zu setzen. Die Dutschkestraße wird, so scheint es, immer mehr zum Steckenpferd der Männer. WS
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