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Archiv-Artikel

Thronfolger mit Alpenerfahrung

Er ist jung, unbekannt und ohne Berufserfahrung – trotzdem wird Kim Jong Un als der heißeste Anwärter auf die Nachfolge von Nordkoreas Führer Kim Jong Il gehandelt. Das Gerücht wurde vor fünf Jahren von Kims Ex-Sushi-Koch, dem Japaner Kenji Fujimoto, in die Welt gesetzt. Danach soll Jong Un der Lieblingssohn des Herrschers sein, weil er so aussehe wie sein Vater und ähnlichen Macht- und Führungswillen zeige. Seit Januar berichten südkoreanische Medien, der jüngste der drei Söhne solle die Kim-Dynastie in Pjöngjang fortsetzen. Echte Indizien dafür fehlen allerdings. Ohnehin weiß man über den jungen Mann sehr wenig. Das letzte Foto zeigt ihn als Kind. Sein Geburtsdatum soll zwischen Ende 1983 und Anfang 1984 liegen. Er ist der jüngere von zwei Söhnen, die Kim mit seiner dritten Ehefrau Ko Yong Hi hat. Wie sein Bruder Jong Chol hat er in der Schweiz die Internationale Schule in Gümlingen besucht. Sie liegt nur 10 Kilometer von der nordkoreanischen Botschaft in Bern entfernt. Jong Un sollte daher gut Englisch und etwas Deutsch sprechen.

Unter Berufung auf den Exdirektor der Schule heißt es, der prominente Schüler sei 1998 als 15-Jähriger ohne Abschluss nach Pjöngjang zurückgekehrt. Laut einem Mitschüler mochte er Basketball und Actionfilme mit Jean-Claude van Damme. Der heute 26-Jährige wird angeblich von Kim Ok protegiert, die nach dem Krebstod seiner Mutter vor fünf Jahren die neue Partnerin des Führers sein soll. Auch Kims Schwager Jang Song Taek, der im April in die mächtige Verteidigungskommission aufrückte, soll Jong Un unterstützen. Vielleicht werde er bald als Handelnder beim Atomtest öffentlich vorgestellt, spekulierte ein Nordkorea-Experte in Seoul. In Südkorea will man sogar wissen, dass Jong Un 90 Kilogramm wiegt und wie sein Vater an Diabetes leidet. MARTIN FRITZ