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Archiv-Artikel

KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST Wat mutt, dat mutt

An nichts würde es mehr „hapern“, dafür aber an allem fehlen

Plattdeutsch in der Grundschule: Das mag in Zeiten von Globalisierung und Early-English-Lernprogrammen manchem unsinnig erscheinen. Und doch ist die Schließung der Schule Schwiegershausen eine kleine Katastrophe, ein weiterer Schritt in der schleichenden Vernichtung der sprachlichen Vielfalt.

Und nichts ist kostbarer als diese Vielfalt. Denn was wäre das Leben ohne Dialekte – und speziell den niederdeutschen Dialekt? Es wäre gesetzmäßig (um das alte hochdeutsche Pendant zum niederdeutschen „echt“ zu verwenden) ätzend. Gesetzesmäßig ätzend: Wir könnten übers Leben nicht „schnacken“ – sondern müssten immerzu darüber reden. An nichts würde es mehr „hapern“, aber an allem fehlen. Wir würden nicht länger der Welt den Rücken kehren und in die „Puschen“ schlüpfen können, sondern wären verdammt, auf immer und ewig Hausschuhe zu tragen. Ja, wir könnten aufs Leben nicht mehr „pissen“, wenn’s uns nicht mehr passt. Wir müssten fein drauf urinieren.

Das alles macht das Plattdeutsch, wenn man so will, zu einer „Ware“ (nicht zum hochdeutschen Kaufmannsgut), von unbezahlbaren Wert. Und sein schleichendes Verschwinden zu einem „Spuk“ (statt der hochdeutschen Geistererscheinung), dem schleunigst ein Ende gesetzt werden muss. „Solln de lüüd halt betahln.“ Zu hochdeutsch: Förderung braucht’s.

➤ Bericht SEITE 22