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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wie wird diese Epoche später einmal heißen – demokratischer Imperialismus?, Kolonialwarenladen?, Ölwechsel? Die wahren Antiamerikaner sitzen übrigens in der CDU. Und Harald Schmidt sei zum Trost gesagt: Moderieren ist heilbar

Von SR

Was war schlecht in der letzten Woche?

Sind die parlamentarischen Geschäftsordnungen im Lande aufgestellt gegen Leute, die sie missbrauchen wollen? In Sachsen: Nein.

Was wird besser in dieser?

Eben dies, hoffe ich.

Bush will die ganze Welt befreien und im Iran anfangen. Ist das Rhetorik oder Ernst?

Lasst uns doch schon mal spekulieren, wie man in späteren Epochen diese nennen wird: Demokratischer Imperialismus? Kolonialwarenladen? Ölwechsel?

Merkel scheint aus dem Irak-Wahldesaster gelernt zu haben und ist gegen einen Krieg gegen Iran. Schäuble allerdings weniger. Er besteht auf einer Drohkulisse gegen Teheran und klingt wie Merkel 2002. Trudelt die Union in die gleiche Falle – halb dafür, aber irgendwie auch nicht – wie beim Irak ?

Die Union poltert gegen den US-Kurs, die Türkei in Europa zu integrieren. Zum Irakkrieg steht sie, post mortem, pazifistisch. Nun dies Geeiere – wer ist hier eigentlich antiamerikanisch ? Wie Prof. Leggewie am Samstag in der taz sagte: Die Güte der europäischen Kritik an den USA bemisst sich an der Güte dessen, was wir an Alternativen auf die Beine stellen.

SPD-Chef Müntefering will bis Ende Februar schärfere Regeln für Nebenjobs von Abgeordneten. Reicht, was da geplant ist – Geldstrafen, wenn man Jobs verschweigt? Und warum lässt sich die CSU nur so widerwillig darauf ein?

Reicht nicht, ist aber besser als nix. Zudem taugt das Thema, den Keil in die Union zu treiben. Die Bayern mobben, und aus dem Adenauerhaus tönt Kauderwelsch. Der Fairness halber sei drauf hingewiesen, dass nicht alle Sozialdemokraten so straight sind wie Ludwig Stiegler, der sich zu seinen Nebeneinkünften als Bauanwalt bekennt. Sprich: Manche nicken mit der Fraktionsdisziplin gegen Nebeneinkünfte – und hoffen klammheimlich, dass es die andern schon verhindern mögen.

Am Donnerstag wird im Bundestag pflichtgemäß des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz gedacht. Hat der 27. Januar als offizieller deutscher Gedenktag eine Zukunft – oder sollte man ehrlich zugeben, dass dieses Datum jenseits offizieller Institutionen niemanden interessiert und daher wieder abschaffen?

Die letzten Zeitzeugen sterben. Wenn sie weg sind, wird man dann wieder diskutieren, ob man nicht doch einen solchen Gedenktag braucht.

Am kommenden Samstag wird die RAF-Ausstellung in Berlin eröffnet. Was wird „Bild“ tun – nochmal einen Skandal inszenieren, oder ist die Sache nach dem Vorlauf 2003 und 2004 nun durch?

Felix Ensslin hat eine kluge vorbereitende Interview-Offensive gestartet. Mit Angehörigen der Opfer wurde im Vorfeld gesprochen. Ich bringe es nicht übers Herz, dies als konstruktiven Beitrag der ersten Bild-Kampagne zu schönen, aber es ist ein hoch erfreulicher Kollateralschaden.

Harald Schmidt ist für viel, viel Geld zurück bei der ARD. Alle sind enttäuscht? Sie auch?

Ich persönlich glaube: Moderieren ist heilbar. Aber es gibt auch Rückschläge.

Und was macht Borussia Dortmund?

Bei- und Mitleid von Schalke-Manager Assauer. Sagt nicht, dass wir keinen schweren Weg gingen.

FRAGEN: SR