: DUTSCHKE-STRASSE
Die Nachrichtenlage
Nach Einschätzung des grünen Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit (59) würde die Umbenennung der Kochstraße der Person Rudi Dutschke allein nicht gerecht werden – er fordert den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf, noch einen Schritt weiter zu gehen: „Wenn Rot-Rot wirklich Rot-Rot ist, müsste man den U-Bahnhof Uhlandstraße zum U-Bahnhof Rudi Dutschke machen“, sagte Cohn-Bendit der taz. Der APO- und Studentenführer Dutschke war am 11. April 1968 auf dem Kurfürstendamm in der Nähe des U-Bahnhofs von einem aufgehetzten Attentäter niedergeschossen worden. Die Würdigung Dutschkes ist für Cohn-Bendit nicht Sache eines Bezirksparlaments, sondern Aufgabe für den Senat. „Ein U-Bahnhof Rudi Dutschke auf dem Kurfürstendamm wäre ein Signal, dass die Stadt Berlin in der Lage ist, auch mit ihrer jüngeren Geschichte umzugehen“, sagt Cohn-Bendit, der die Studierenden-Revolution von 1968 in Frankreich maßgeblich beeinflusst hat. Die Umbenennung der Kochstraße in „Rudi-Dutschke-Straße“ ist für Cohn-Bendit eine minimale Selbstverständlichkeit. „Man hat so viele unsinnige Straßennamen“, sagt er, „da kann man auch mal einen sinnmachenden nehmen.“
Heute Abend debattiert die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg erneut über die Straßenumbenennung. Unterstützung findet der von der taz initiierte Antrag bei PDS, Grünen und SPD.
Derweil hat die CDU eine kleine Volksfront gegen die Initiative in Bewegung gesetzt: 30 Unionisten strömten am Wochenende aus, um „weit gestreut“ um die Kochstraße herum rund 4.500 Fragebögen an die Haushalte zu verteilen, berichtete Kurt Wansner, CDU-Abgeordneter in der BVV. Unter den 900 Personen, die daraufhin bei der CDU per Fax, Mail oder Telefon ihr Herz ausgeschüttet hätten, hätten sich nur sechs Befürworter einer Umbenennung befunden, freut sich die CDU. Einen so großen Aufwand für ihr politisch gewolltes und daher erwartbares Ergebnis hätte die Union gar nicht treiben müssen: Die taz hatte es am Samstag in der Tendenz bereits veröffentlicht. PU, BIS FOTO: AP