Gedenkfeier zur KZ-Befreiung

Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ruft Kanzler zum entschiedenen Kampf gegen Neonazis auf. Jüdischer Weltkongress beklagt ein fehlendes Geschichtswissen

BERLIN epd ■ Zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgerufen. Alle Demokraten müssten der „widerlichen Hetze der Neonazis“ entschieden entgegentreten, sagte Schröder bei einer Gedenkveranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees gestern im Deutschen Theater in Berlin.

Den rechtsextremen Kräften gelte die besondere Aufmerksamkeit von Polizei und Verfassungsschutz. Die Auseinandersetzung mit Neonazis und Altnazis müssten aber alle miteinander politisch führen, betonte Schröder. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen sei eine moralische Verpflichtung.

Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, kritisierte, dass zu wenig Wissen über den Holocaust an die junge Generation weitergegeben werde. Anstatt Millionen Dollar für Museen und Mahnmale auszugeben, solle mehr in Bildungsarbeit investiert werden. Deutschland trage dabei eine besondere Verantwortung.

Kurt Goldstein, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, beklagte den Umgang mit Rechtsextremisten in Deutschland. Für Holocaust-Überlebende wie ihn sei es unerträglich, dass eine Demonstration gegen den Wiederaufbau einer Synagoge durch die Versammlungsfreiheit geschützt sei. „Wir leiden darunter“, sagte er.

An der Gedenkfeier nahmen Holocaust-Überlebende und Angehörige, zahlreiche Bundesminister und -politiker, Vertreter der Kirchen und jüdischen Gemeinden sowie Jugendliche teil, die Auschwitz besucht hatten. Das Vernichtungslager Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit. Morgen werden knapp 40 Staats- und Regierungschefs, darunter Bundespräsident Horst Köhler, in der Gedenkstätte im ehemaligen Lager der Befreiung und der Opfer gedenken.