: Wellness statt Spüldienst
Der deutsche Jugendherbergsverband sucht neue Wege, um die Belegungszahlen in den Herbergen zu steigern. Die Verbindung aus günstigem Urlaub und Wellnessangeboten soll nun neue Gäste anlocken. Zielgruppe: junge Frauen
VON ULLA JASPER
Wer bei Wellness nur an Reiki, Thalasso und noble Sprudelquellen in teuren Hotels denkt, liegt völlig falsch. Ganz im Trend ist statt dessen das Angebot des Deutschen Jugendherbergsverbands, Wellness-Wochenenden für den kleinen Geldbeutel anzubieten.
„Unsere Wellness-Angebote kommen sehr gut an“, erklärt Knut Dinter, Pressesprecher des Deutschen Jugendherbergsverbands (DJH) in Detmold. Zwar habe man keine luxuriösen Bäder und Thermalquellen anzubieten und das Angebot sei vielfach auch „eher ein bisschen improvisiert“. Doch die Gäste fänden es angenehm „wegen der lockeren, unkomplizierten Atmosphäre“, sagt Dinter.
Zielgruppe der meisten „Körper-Seele-Geist“-Angebote sind Frauen, wie der Verband erklärt. Von der „Auszeit für Frauen“ bis zum „Jetzt tu‘ ich mir gut“-Wohlfühl-Seminar für Frauen richten sich die meisten Angebote an diese Gäste. Anders die Jugendherberge in Bad Driburg am Rande des Eggegebirges. Hier sollen gestresste männliche „Young-Professionals“ und junge Manager zur Ruhe kommen – mit dem Angebot „Businessberatung und Wellness für Männer“. Darin enthalten sind entspannende Gesichtsmassagen, Farbberatung, Maniküre und Pediküre sowie ein Besuch der Driburg Thermen.
Manko der Jugendherbergen: eigene Wellness-Bereiche wie Schwimmbäder, Saunalandschaften und was das wellness-verwöhnte Publikum sonst noch so will, kann kaum eine Jugendherberge bieten. Deshalb kooperieren die Herbergen meist mit Schwimmbädern und Thermen in der Nähe. Improvisation ist eben das Schlagwort. Aber das zahlt sich später bei den Preisen aus. So kostet beispielsweise das Männer-Wellness-Wochenende in Bad Driburg einschließlich zwei Übernachtungen mit Vollpension, Anwendungen, Eintritt in die Therme und Unterhaltungsprogramm 249 Euro pro Person.
Das ist zwar mehr als man herkömmlicher Weise mit Jugendherbergen in Verbindung bringt, aber eben doch weniger als für traditionelle Wellness-Angebote. Gleiches gilt für das Meditationswochenende mit „Hatha-Yoga“, das die Jugendherberge Freusburg im Siegtal anbietet. 123 Euro pro Person kosten die zwei Übernachtungen mit Vollpension, Yogakurs und gemeinsamer Meditation.
Für die Jugendherbergen ist es zudem eine willkommene Möglichkeit, die Belegungszahlen zu steigern, die gerade in den Schulferien und an Wochenenden vielfach zu gering sind und die Wirtschaftlichkeit vieler Herbergen belasten. „Mit den Wellness-Angeboten können wir auch an den Wochenenden Gäste anlocken, wenn keine Schulklassen da sind“, so Dinter.
Die Zeiten der betulichen Gruppenabende im Gemeinschaftsraum sollen damit endgültig der Vergangenheit angehören. Statt auf Lagerfeuerromantik und Billigunterkunft setzen die Jugendherbergen nun also auf Wellness, Aktivurlaub und Abenteuer. „Wer erfolgreich sein will, muss sowas heute bieten“, so Dinter.