kommentar : Sie nervt, diese Union!
CDU und CSU wehren sich weiter, homosexuelle Lebenspartnerschaften der Ehe gleichzustellen. Das wird ihnen bei den nächsten Wahlen schaden
Gemessen am christlichen Gewölk, das die Union um ihre Programmatik macht, spiegeln ihre Stellungnahmen zur politischen Wirklichkeit nur eine Botschaft: Wir sind knöchern und glauben an die Sittsamkeit der (falschen) Fuffzigerjahre. Nun hat Rot-Grün einen Gesetzentwurf eingebracht, dem zufolge Männer und Frauen in eingetragenen Lebenspartnerschaften finanziell jenen in klassischen Ehen gleichgestellt werden. Das wäre nur gerecht, denn bislang hatten Homopaare zwar pekuniäre Pflichten, aber keine entsprechenden Rechte.
Eigentlich müsste die Union dem Konzept einer „Verantwortungsgemeinschaft“ (Bundesverfassungsgericht) zustimmen, auch weil die Homoehe die Ehe überhaupt fördert – und nicht die Single-Gesellschaft. Tut die Union aber nicht: Sie hängt insgeheim noch einem Ehebild längst vergangener Zeiten an – und wundert sich, dass sie mit diesem Trugbild keine Wählermehrheit mehr erringen kann.
Begraben scheint mit diesem Widerstand auch der Wunsch der Union, in den Metropolen stärkeren Zuspruch zu erfahren. Aber konservativ will man in den Ballungsgebieten aus eigener Erfahrung sein, nicht weil Merkel und die Ihren es ihnen diktieren. Sie nervt, diese Union: Wann kommt von ihr mal ein Vorschlag, der nicht nur verhindern will – sondern Anstoß und Anregung ist, ohne an den Muff vergangener Jahre zu erinnern? JAF