Village Voice 1 : Es raspeln die Instrumente und puckern die alten Synthies
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es der geistigen Gesundheit nicht zuträglich sein kann, Jahre an der Seite von Nick Cave und Blixa Bargeld zu verbringen, dann erbringt ihn der Bad-Seeds-Trommler Thomas Wydler auf seinem Debüt-Album. Das hat er mit Toby Dammit aufgenommen, einem New Yorker, der eigentlich Larry Mullin heißt, sein Pseudonym einer Figur aus einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe entlieh und schon mit so prominenten Namen wie Bertrand Burgalat, Iggy Pop, den Swans, Stephan Eicher und Ryan Adams arbeitete. Nun schwillt und schwallt die Musik an und wieder ab, blubbert die Elektronik, raspeln Instrumente und puckern alte Synthies, während ätherische und digital verfremdete Stimmen „La, La, La“ oder auch mal „Dä, Dä, Dä“ tirilieren. Wenn nichts zu sagen jemals mächtig klang, dann auf „Morphosa Harmonia“. Die Musik hat so wenig mit der Vergangenheit von Wydler, der auch noch bei Die Haut das Schlagzeug bedient, zu tun wie die Bilder des Hochglanz-Booklets, auf denen sich Aquarelle niedlicher Katzen und nackter Frauen in der abgerissenen Punkästhetik der frühen 90er tummeln. Wäre die Feier der Abkehr vom Althergebrachten nur nicht gar so esoterisch geraten. TO