: Menschenkette um Karstadt
PROTEST Karstadt-Beschäftigte demonstrieren gegen Arbeitsplatzverlust und für Staatshilfe. Der Otto-Versand plant derweil eine Übernahme der Karstadt-Sporthäuser
Wolfgang Rose, Ver.di
VON MARCO CARINI
Mit einer Menschenkette um die Filiale in der Mönckebergstraße haben am Sonntag rund 1.500 der insgesamt 3.000 Hamburger Karstadt-Beschäftigten Staatsknete für den kriselnden Karstadt-Mutterkonzern Arcandor gefordert. Auf der von Ver.di organisierten Aktion betonte Ver.di-Landesbezirkschef Wolfgang Rose, dass „ohne staatliche Rettungsbeihilfe“ eine Rettung der bundesweit 56.000 Arcandor-Arbeitsplätze „nicht möglich“ sei. Rose, der auch für die SPD in der Hamburger Bürgerschaft sitzt, forderte zudem Bürgermeister Ole von Beust (CDU) auf, mit „klaren Worten für eine Staatsbürgschaft und einen Kredit einzutreten“.
Als Vertreter der Links-Partei erklärte sich der Abgeordnete Norbert Hackbusch auf der Veranstaltung am Gerhard-Hauptmann-Platz mit den Zielen der Protestler solidarisch. Gleichzeitig warnte Hackbusch vor dem in der Diskussion stehenden Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt. Ein solches Kaufhaus-Monopol wäre „für Beschäftigte, Zulieferer und Kunden“ eine schlechte Lösung.
Der Wandsbeker Karstadt-Betriebsrat Jürgen Gehring betonte zudem, Karstadt stehe im Gegensatz zu vielen anderen Handelsketten für tariflich abgesicherte Arbeitsplätze anstelle von Mini-Jobs. Die Belegschaft werde „bis zur letzten Minute um ihre Arbeitsplätze kämpfen.“ Für die kommende Woche, in der die Entscheidung über die Zukunft von Arcandor und seinem Flagschiff Karstadt fallen soll, sind weitere Aktionen der Warenhaus-Mitarbeiter in Lübeck, Neumünster und Norderstedt geplant. Bereits am Sonnabend hatten einige hundert Bedienstete des Kaufhauses eine Mahnwache vor der Kieler Filiale gehalten.
Während am Sonntag Metro-Chef Eckhard Cordes mit Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick in München über eine Übernahme von rund 60 der 91 Karstadt-Warenhäusern sprach, meldete der Hamburger Versandhausriese Otto Interesse an den Karstadt-Sporthäusern an. Die 27 Filialen, die bislang nicht auf der Metro-Einkaufsliste stehen, wären eine gute Ergänzung zu den Sport-Scheck-Filialen, erklärte ein Otto-Sprecher.
Zudem erklärte Otto-Chef Hans-Otto Schrader sein Interesse an Teilen der Arcando-Versandgruppe Primondo, zu der etwa der Kleinkindartikler Baby-Walz oder der Öko-Versand Hess-Natur gehören. An eine Gesamtübernahme des Quelle-Versandimperiums sei aber nicht gedacht.
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