: So viele Grüne wie noch nie
Mitgliederrekord vor der Vorstandswahl: 3.549 Grüne in Berlin. Festlegung auf SPD nur bei stabilen Umfragewerten
Für Till Heyer-Stuffer und Almuth Tharan könnte die Lage kaum günstiger sein. Vor der Neuwahl des Grünen-Landesvorstands können die beiden Parteichefs auf einen Mitgliederrekord verweisen: Nie gab es mehr Grüne in Berlin als jetzt. Für den Landesverband ist das die zweite Spitzenzahl binnen weniger Monate: Erst vergangenen Sommer waren die Umfragewerte der Partei auf 21 Prozent gestiegen. Derzeit stehen die Grünen mit 17 Prozent immer noch fast doppelt so gut da wie bei der Wahl 2001.
3.549 Grünen-Mitglieder gab es nach Parteiangaben Ende Januar. Damit seien die Austritte infolge des Kosovokriegs 1999 aufgeholt, sagte Tharan. Damals verließen viele Mitglieder die Partei wegen ihrer Haltung zum Kriegseinsatz. Im Mai 1999 hatte ein Grünen-Sonderparteitag zwar eine befristete Unterbrechung der Nato-Angriffe gefordert, zugleich aber die Politik der Bundesregierung gebilligt.
Tharan, 2003 zur Vorsitzenden gewählt, und Heyer-Stuffer, seit vier Jahren im Amt, sind nach eigenen Angaben bisher die einzigen Bewerber für die Doppelspitze, die am 26. Februar neu gewählt wird. Vor zwei Jahren hatte es zwei Gegenkandidaten gegeben. Auch Geschäftsführerin Kirsten Böttner tritt erneut an. Für den erweiterten Vorstand kandidiert nach Parteiangaben unter anderem Ex-Fraktionschef Wolfgang Wieland.
Im Hinblick auf die Abgeordnetenhauswahl 2006 forderte Heyer-Stuffer einen eigenständigen Kurs der Partei: „Wir müssen ganz klar Profil zeigen und deutlich machen, dass wir kein Anhängsel sind.“ Er kündigte an, die Grünen würden trotz einer möglichen rot-grünen Koalition keinen Schmusekurs gegenüber der SPD fahren. Jüngst hatte sich Fraktionschefin Sibyll Klotz für ein rot-grünes Bündnis ausgesprochen. Tharan sagte mit Blick auf die parallele Bundestagswahl: „Es wird einen Lagerwahlkampf geben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“
Eine Koalitionsaussage werde es aber nur geben, wenn die Umfragewerte sehr stabil seien. Nach jüngsten Zahlen hat Rot-Grün derzeit rechnerisch eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Vergangenen Sommer aber gab es in Umfragen noch eine absolute Mehrheit für Schwarz-Grün.
STEFAN ALBERTI