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Archiv-Artikel

Qualifiziert unqualifiziert

Bagis und Paritätisches Bildungswerk bieten Lehrgänge für ausländische Krankenpfleger an, damit sie hier arbeiten können. Dass sie oft nichts davon erfahren, liegt an der Bagis selbst

Von FEZ

Ein Raunen geht durch den Raum, als das Wort „Praxisschock“ fällt. Vor allem die drei jungen Frauen lassen erkennen, dass sie ihn erlebt haben.

Er stand am Anfang – als sie einen Beruf neu lernten, den sie schon einmal gelernt hatten. Sie kamen aus Polen, Russland, Weißrussland, waren dort Krankenschwestern und konnten hier nichts werden. Zwar ist der Bedarf groß, aber eine im Ausland erworbene Qualifikation zählt hier oft nichts. Sie wurden arbeitslos, mussten von Hartz IV leben, so gut das geht.

Wie es weitergehen kann, zeigten gestern die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (Bagis), die für Hartz IV-Bezieher zuständig ist, und das Paritätische Bildungswerk. Die Bagis finanziert eine „Nachqualifizierung für ausländische Krankenpflege-Kräfte“, das Bildungswerk führt die theoretische und praktische Ausbildung durch. Praxis im Krankenhaus brachte auch den Schock, erzählt eine Teilnehmerin aus Russland: Dort geben Pflegerinnen Spritzen und legen Verbände an. Patienten zu waschen, betten und beraten, musste sie erst lernen. In Russland machen das die Angehörigen. Nach einem Jahr steht die staatliche Prüfung als „Gesundheits- und Krankenpfleger/-in“. Seit 2002 wird jährlich ein Lehrgang für 18 Teilnehmer angeboten.

Dass nicht immer alle Plätze belegt werden, hat ausgerechnet mit der Bagis zu tun. Deren Bereichsleiter für Integration, Frank Münkewarf, erklärt es mit der „hohen Fluktuation bei den Arbeitsvermittlern“, die nicht immer sofort alle Möglichkeiten parat hätten. Alina Heitmann musste sich deshalb trotz Bagis-Betreuung selbst auf die Suche nach einer Qualifizierungsmöglichkeit machen. Sie kam aus Weißrussland, ist allein erziehende Mutter zweier Kinder und wollte wieder in ihrem Beruf arbeiten. Seit dem vergangenen Jahr nimmt sie an dem Lehrgang teil, derzeit macht sie ein Praktikum im Krankenhaus Bremen-Ost. Im September macht sie das Examen. Ob sie dann eine Stelle in einem Krankenhaus findet, ist fraglich: Dort gibt es zwar Bedarf, wegen knapper Finanzen aber keine Stellen. Wie ihre Kollegin wird sie wohl in einem Pflegedienst arbeiten. FEZ