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Archiv-Artikel

Lehrer gegen Zeugnisse

GEW klagt über Mehrarbeit durch die detaillierten Zeugnisse für Viertklässler. Eltern sehen in den Noten eher Klarheit und in den ausführlichen Texten wichtige Hinweise

Von kawe

Die Gewerkschaft GEW schlägt Alarm: Die Grundschul-Lehrkräfte wehren sich gegen die neue Zeugnisordnung. Für die vierten Klassen musste erstmals zu den Halbjahreszeugnissen einerseits ein Zensuren-Zeugnis, andererseits eine seitenlange Beurteilung geschrieben werden. „Bis zu 100 Stunden“ Arbeit hätten die betroffenen Lehrerinnen damit gehabt, schreibt die GEW. Für nichts: Als „Rückmeldung an die Eltern und SchülerInnen“ seien die Zeugnisse „ungeeignet“. Jetzt sollen Unterschriften gesammelt werden, die GEW erwägt Schritte des Boykotts, wenn der Bildungssenator nicht einlenkt. Im März soll auf einer Personalversammlung darüber geredet werden.

Nach einer kleinen unrepräsentativen Umfrage sind die betroffenen Eltern aber durchaus zufrieden mit der neuen Form. Auch über die Zensuren – die Formulierungen in den ersten drei Schuljahren seien ungenau gewesen, bei einer Zensur wisse man, woran man sei, sagt eine Muter. „Ich frage mich, warum man nicht von vorne herein Zensuren gibt“, das sei eine „falsche Schonung“. Die Kinder seien interessiert an der klaren Rückmeldung – immerhin hängt die Empfehlung für die weiterführende Schulart daran. Mit zwei Dreien gibt es keine Gymnasial-Empfehlung mehr.

Dass der ausführliche Text „ungeeignet“ für eine spezifische Rückmeldung ist, sehen die befragten Eltern nicht so. Natürlich ist es je nach Lehrerin unterschiedlich, wie viel Mühe da aufgewendet wurde. Ein Vater meinte, diese Texte seien immer noch sichtlich aus Textbausteinen zusammengesetzt, wichtige Einblicke in das Verhalten des Kindes in der Schule und Hinweise für den Umgang mit dem eigenen Kind erfahre man doch im persönlichen Gespräch mit der Lehrerin beim Elternsprechtag.

Eine Viertklässler-Mutter hat im Vergleich zu dem Zeugnis aus der dritten Klasse festgestellt, dass es nun deutlich mehr Hinweise gebe, wie das eigene Kind das bewältigt hat und wo Stärken und Schwächen liegen könnten.

kawe