: Keine Diesel-Zulassung ohne Filter
betr.: „Russfilter im Dieselmotor – Impuls für die Automobilindustrie. Einfach öko“, Kommentar von N. Reimer, taz vom 1. 2. 05
Wieso ist eigentlich ständig von Steuernachlass die Rede? Wie wäre es, wenn wir uns wieder an das Verursacherprinzip erinnern würden: Wer ein Dieselfahrzeug besitzt, verursacht Russpartikel, kauft sich einen Filter und bezahlt ihn auch. Warum soll der von der Gemeinschaft der Steuerzahler finanziert werden, also von den Benzinautobesitzern, den Bus- und Bahnfahrern, den Radlern und den Fußgängern? Nur weil so ein Blödsinn schon einmal beim Katalysator gemacht wurde? Es gibt ja auch noch die Möglichkeit ein Gesetz zu erlassen: Partikelfilterpflicht für alle Dieselfahrzeuge. Aber dazu muss der politische Wille da sein. WALTER HEIDENFELS, Hamburg
betr.: „Kanzler greift in Streit um Dieselrußfilter ein“, taz vom 1. 2. 05
Der Bund fördert mit Millionensummen technologische Entwicklungen mit Steuergeldern, zu deren Einführung wieder steuerliche Anreize gefordert und erwartet werden. Sowohl von Seiten der Wirtschaft, als auch der Verbrauchern. Wie ist es möglich, dass in Deutschland seit Jahren von wissenschaftlichem und technologischem Fortschritt, den unser Land erreicht hat, geredet wird, aber die Anwendung bzw. der Einbau der Standards, die dem „neusten Stand der Technik“ entsprechen, nicht verbindlich vorgeschrieben wird? Es kann doch nicht sein, dass dem Steuerzahler und der Umwelt ans Leder gegangen wird, weil sich die Automobilindustrie seit 1996 einen Scheißdreck um den Einführungstermin 2005 gekümmert hat. Und sie hat dies ganz bewusst getan. Denn die rentabelste Einführung dieser Technologie ist erst mit steuerlichen Anreizen zu erreichen. Dass diese gefordert und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch kommen werden, darauf konnte sie sich in der Vergangenheit schon immer verlassen.
„Keine Diesel-Zulassung ohne Filter“ hätte die Forderung der Umweltinitiativen lauten müssen. Mit der Forderung nach steuerlichen Subventionen zur Einführung des Dieselfilters, betreibt sie teilweise das Geschäft der Autolobby. Die Umweltignoranten der Autolobby lachen sich kaputt. DIETER DRABINIOK, Saarbrücken
Es gebe also in Deutschland das Vorurteil, dass Ökologie und Ökonomie nicht zusammenpasse, meint Kommentator Nick Reimer. Er meint mit „Vorurteil“ anscheinend „falsches Urteil“. Außer, dass er vergessen hat, dass Vorurteile den Vorteil haben, auch manchmal richtig zu sein, verwechselt er den (vorläufigen?) Sieg der Ökonomie mit einer irgendwie gearteten Kompatibilität zwischen Ökologie und Wirtschaft.
Es scheint eine besondere Form der romantischen Träumerei zu sein, des Wunsches nämlich, ohne Verzicht der Menschheit trotzdem eine heile Welt zu erreichen. Da sind diejenigen doch ein wenig ehrlicher, die schlicht drauf pfeifen, auf die Rechte von Natur, Tier und Pflanze. Die vielen Niederlagen der letzten zwanzig Jahre sind doch im taz-Archiv leicht auffindbar. Wenn Bettina Gaus in der gleichen Ausgabe – in der Nick Reimer verharmlosend von einem „Schönheitsfehler des Diesels“ redet, wo es doch real um zehntausende Betroffene, Kranke und Tote, geht – über die Grünen schreibt, dass diese eben nicht weiter auf das Thema Ökologie setzten, sondern auf den Weg der Funktionspartei, dann ist auch benannt, woher die Illusion des Ausgleichs ohne Verzicht kommt: Er ist der Wahlkampfschlager, welcher den Grünen ihre unglaublichen Ergebnisse beschert. Weil es eben ist, was die Menschen hören wollen: Alles bleibt so wie es ist, nur viel schöner. Diejenigen, die diese Platte aufgelegt haben, sie sind nicht zufälligerweise jene, die heute die Spitze der Grünen bilden. RAINER LANDELE, Berlin