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Archiv-Artikel

Kirchenmitarbeiter treten ab

VERWALTUNGSREFORM Wegen Veränderungen in ihren Gemeinden sind die Mitarbeitervertreter der oldenburgischen Kirche geschlossen zurückgetreten. Angeblich war das Tempo der Reform zu schnell

„Wir sind wie Dinosaurier, an das neue Klima müssen sich die Mitarbeiter erst gewöhnen.“

JÜRGEN SCHWARTZ, PFARRER

Der gesamte Vorstand der Mitarbeitervertretung (MAV) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg ist zurückgetreten. Hintergrund ist die bereits beschlossene Verwaltungsstrukturreform. Vor zwei Jahren hat die Synode der oldenburgischen Kirche festgelegt, die Pfarrsekretariate der 120 Gemeinden auf 40 regionale Gemeindebüros zu kürzen. Derzeit betreuen rund 400 Mitarbeiter Gemeinden zwischen Wangerooge und den Dammer Bergen.

Bis 2012 sollen zudem die 18 Verwaltungsämter auf sechs Dienststellen und eine Zentrale in Oldenburg reduziert werden. Als am Dienstag auf einer Mitarbeiterversammlung über den Stand der Reform berichtet werden sollte, kam es zum Eklat. Daraufhin traten die neun Vorsitzenden der MAV zurück. In internen Gesprächen zwischen Kirchenleitung und Mitarbeitervertretung werde die Entscheidung nun ausgewertet.

Das Tempo der Reform sei für die Mitarbeiter wohl zu forsch gewesen, sagt Pfarrer Jürgen Schwartz, Sprecher der oldenburgischen Kirche. „Wir sind ein bisschen wie Dinosaurier“, sagt er. An das neue Klima, das die Verschlankung der Verwaltung mit sich bringe, müssten sich die Mitarbeiter erst gewöhnen. Verschlankung, Synergieeffekte, Abbau von Verwaltungshemmnissen: „Einige kamen da nicht mehr mit“, sagt Schwartz. Angst vor der Zukunft müsse allerdings kein Mitarbeiter haben. Betriebsbedingte Kündigungen etwa werde es nicht geben. Durch die Reduzierung der Verwaltungsstellen könne es allerdings dazu kommen, dass jemand mit neuen Aufgaben betraut werde oder nun täglich zehn Kilometer weiter zur Arbeit fahren müsse, sagt der Pfarrer.

Bis 2012 haben Mitarbeitervertretung und Oberkirchenrat eine Beschäftigungsgarantie vereinbart. Diese Absprache könne bis 2017 verlängert werden, wenn es zu keinen unerwarteten finanziellen Schwierigkeiten kommt, hieß es damals.UTA GENSICHEN