Springer, du Opfer

1968 In Sachen Studentenrevolte kocht der Konzern sein ganz eigenes Süppchen

Es gibt eine neue Springer-Kampagne, diesmal, so mag man es von der Berliner Axel-Springer-Straße aus sehen, aus der richtigen Ecke: Vorstandschef Mathias Döpfner blätterte am Wochenende in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung alte Ausgaben der Bild-Zeitung durch und legte differenziert dar, dass dem Verlag bitteres Unrecht geschehen sei. Schließlich werde dessen Bemühen um selbstkritische Reflexion der Zeit „auf der anderen Seite“ wenig anerkannt.

Doch dabei war – nach neuesten Erkenntnissen zum Benno-Ohnesorg-Tod und den diversen Mitgliedschaften des Westberliner Polizisten und IMs Kurras – doch (fast) alles von Stasi und Zone gelenkt. Oder von Stern und Spiegel mitbezahlt, wie bild.de zumindest bis gestern noch insinuierte. Gemeint ist die „Enteignet Springer“-Kampagne, bei der der Zeitzeuge und Schriftsteller Peter Schneider Henri Nannen (Stern) und Rudolf Augstein (Spiegel) als Mit-Geldgeber ausgemacht haben wollte. „Dabei kam es zu Ausschreitungen, bei denen Gewalttäter (…) Zeitungslaster anzündeten“, wetterte Bild.

Im aktuellen Stern folgt allerdings die Ernüchterung: Schneider hat nach eigener Darstellung Nannen und Augstein offenbar mit Zeit-Gründer und Herausgeber Gerd Bucerius verwechselt. Was hingen die drei Verleger auch immer gemeinsam rum?

„Enteignet Springer“ also ein Projekt der Großleitartikler vom Speersort? Dass zumindest „Buc“ von den dreien seinen Springer am wenigsten mochte, ist bekannt. Den Rest klärt bald hoffentlich ein Zeit-Dossier.

Nannen und Augstein, so der Stern weiter, machten allerdings etwas anderes: „Sie gaben Geld für einen Laden, der sich etwas hochtrabend Institut nannte und Gegenöffentlichkeit zu den Springer-Zeitungen schaffen wollte.“ Gedacht „war ursprünglich an eine“ – Sie ahnen es vermutlich – „Tageszeitung“. STG