: Präsidentin haftet am Amt
UNI-KONFLIKT Präsidentin Monika Auweter-Kurtz tritt Flucht nach vorn an. Sie wolle neue Foren für Diskussion schaffen – und mit der Uni vielleicht in Eimsbüttel bleiben
Nach den Professoren starten jetzt auch die Mitarbeiter des wissenschaftlichen Personals eine Unterschriftensammlung.
■ Die Uni erlebe eine „beispiellose praxisferne Überbürokratisierung“, unter der Lehre und Forschung leide, heißt es in dem Aufruf. Man teile die Auffassung, dass die Atmosphäre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr erlaubt. Präsidentin Monika Auweter-Kurtz solle „zum Wohle“ der Uni ihren Rücktritt erklären.
VON KAIJA KUTTER
„Alle wollen dasselbe, Moni in die Elbe!“, riefen Freitag Vormittag an die 80 Studierende im Flur vor dem Büro von Monika Auweter-Kurtz. Ihr Stampfen drang bis nach drinnen, als die Uni-Präsidentin eine Pressekonferenz zur Führungskrise abhielt. Wer indes erwartet hatte, sie würde nach den Ereignissen der ausgehenden Woche zurücktreten, der wurde enttäuscht. Bis spät in die Nacht hatte Auweter-Kurtz mit dem Hochschulrat getagt, der ihr in einer Erklärung erneut den Rücken stärkte.
Jetzt kommt die Kommunikationsoffensive: Mitglieder des Hochschulrats wollen mit allen relevanten Gruppen und Personen Gespräche führen. „Gesindetröstung“ hat die frühere Zeit-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff dieses Vorgehen einmal genannt.
Derweil ebbt der Widerstand nicht ab: Nach den Professoren sammeln jetzt die Wissenschaftlichen Mitarbeiter Unterschriften für die Präsidentinnen-Abwahl. Auch schrieben vier der sechs Uni-Dekane in einem Gastbeitrag für das Hamburger Abendblatt, die Probleme seien „auch und gerade personeller Natur“.
Gestern zeigte sich Auweter-Kurtz – wieder in Begleitung ihres PR-Experten – reumütig. Sie fühle sich von den Leitungsgremien der Uni immer noch „getragen“, räumte aber ein, dass ihr „Ton offensichtlich missverstanden wird, bei vielen“. Als Ursache für die Probleme nannte sie die Fülle von Reformen und gab in einem Punkt sogar die Schuld der Wissenschaftsbehörde: Diese habe behauptet, ein neues Rechnungswesen können ohne Mehraufwand auf die Uni übertragen werden. „Das ist aber nicht der Fall“, sagte Auweter-Kurtz nun.
Ferner räumte sie ein, dass der Veränderungsschritt des neuen Hochschulgesetzes von 2003 „sehr, sehr groß“ war, die neue Struktur aber erst mit ihrem Amtsantritt „gelebt und umgesetzt“ werde. Mit den Instituts- und Fachbereichsräten seien viele Kommunikationsforen „einfach weggebrochen“.
Als das Gesetz 2003 verabschiedet wurde, hatte die CDU darüber gejubelt, 200 Gremien abgeschafft zu haben. Heute gibt es für die große Uni nur noch sechs Fakultätsräte. Auweter-Kurtz will nun sehen, wie man innerhalb des Gesetzes an der Uni Ersatz schaffen könne.
Sogar in Sachen Uni-Umzug gab die Physikerin sich nun beweglich: Jetzt, da der Bezirk neue Flächen in Aussicht stellte, schließe sie einen Verbleib am Standort „nicht aus“.
Allerdings gab es Punkte, die nicht geklärt wurden. Wie berichtet, hatten fünf Dekane am Dienstag Auweter-Kurtz’ Führungsstil kritisiert. Darin kritisieren sie, dass Auweter-Kurtz über das Gesetz hinaus die Führungs- und Beteiligungsstrukturen „hierarchisiert“ habe. Nach Insider-Informationen sollen sogar die drei Vize-Präsidenten per Geschäftsordnung gezwungen worden sein, die Meinung des Präsidiums zu vertreten. Auweter-Kurtz bestritt, dass es so eine Klausel gibt. Einsehen kann die Presse die Geschäftsordnung nicht: Sie sei „in Bearbeitung“.