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Archiv-Artikel

Bündeln und bestehen

Nach den kommunalen haben sich jetzt auch die freien Krankenhäuser zusammengetan. Mit Spezialisierung wollen sie ihre Position stärken

Von DAB

Bremen taz ■ Das Gebot der Stunde lautet: „Fallkosten senken“, so formuliert es der Geschäftsführer des Diako-Krankenhauses, Walter Eggers. Und schießt hinterher: „Letztlich sollen die Lohnnebenkosten gesenkt werden.“ Jetzt haben sich die freien Krankenhäuser Diako, St.-Joseph-Stift, Rotes-Kreuz-Krankenhaus und die Roland-Klinik zu einem Verbund zusammengeschlossen und damit ein Gegenstück zu der gGmbH gebildet, unter deren Dach die kommunalen Krankenhäuser im vergangenen Jahr zusammengeschlossen wurden.

Ende 2003 wurde mit den Fallpauschalen ein neues Preissystem der Krankenkassen eingeführt. Einheitliche Fallpauschalen bringen zwar Überschaubarkeit in die Abrechnung – so kann Krankenhaus X für eine Blinddarm-OP nicht mehr abrechnen als Krankenhaus Y –, aber in Medizinerkreisen wird bemängelt, dass die Pauschalen zu niedrig angesetzt seien und bei weitem nicht die bisher tatsächlich anfallenden Kosten deckten. Die Folge: Sparzwang.

In Bremen wirkte der sich dahingehend aus, dass die städtischen Zentralkrankenhäuser Anfang 2004 als gemeinnützige GmbHs in einem „wirtschaftlich tragfähigen“ Klinikverbund „Gesundheit Nord“ zusammengefasst wurden. Einher gingen unter anderem Stellenabbau und Auslagerung einiger Leistungen (wie Reinigung) an Privatfirmen. „Synergieeffekte und Zentralisierung medizinischer Leistungen“ sind die Stichworte, die rote Zahlen in schwarze verwandeln sollen.

Jetzt gehen die freigemeinnützigen Bremer Kliniken Diako, St.-Joseph-Stift, Roland-Klinik und Rotes-Kreuz-Krankenhaus in die gleiche Richtung: Sie „bündeln ihre Kräfte“, so Diako-Geschäftsfüher Eggers. Auch sie gründeten eine Holding. Dabei stehen die schon seit Jahren als GmbHs wirtschaftenden Häuser im Vergleich zu den kommunalen Krankenhäusern strukturell besser da. „Unternehmerisches Denken ist diesen Klinikleitungen absolut nicht fremd“, wie Torsten Jarchow, Geschäftsführer des St.-Joseph-Stifts, bestätigt. Und wer will, mag daraus die Spitze hören: im Gegensatz zu den städtischen Häusern. Jarchow: „Wir haben in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und wissen um unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.“

Das heißt, Stellenabbau, die im Zuge der drastisch zurückgeschraubten Bettenbelegung nötig war – so genannte Anpassungsbedarfe. „Wir gehen davon aus, dass unsere Mitarbeiterzahl stabil bleibt“, sagt der Geschäftsführer des St.-Joseph-Stifts. Trotzdem sei man gezwungen, sich auf dem „Krankenhausmarkt“ besser zu positionieren, angebotene Leistungen effektiver zu gestalten und sich auf einzelne Behandlungen zu spezialisieren – in so genannten Kompetenzzentren für Brustkrebsbehandlung und Handchirurgie.

Die „Gesundheit Nord“-Gesellschaft sehe man dabei nicht in erster Linie als Konkurrenten, drückt sich Jarchow vorsichtig aus. „Wir wollen den Krankenkassen weiterhin qualitativ hochwertige Leistungen zu einem günstigen Preis anbieten.“ Wie billig darf’s denn sein? „Beliebig kann es nicht runter gehen…“, lautet die verhaltene Auskunft. Irgendwann würde das Preis-Leistungs-Verhältnis zu Ungunsten der medizinischen Qualität kippen. Aber man wolle ja schließlich, dass „die Patienten gerne kommen“. DAB